Von Windeln verweht: Unterschiedliche Bedürfnisse am Wickeltisch
Von Marco Weise
Bedürfnisse wollen befriedigt werden. Manche davon sind grundlegend und haben sich seit Tausenden von Jahren nicht verändert, wie zum Beispiel: Essen, Trinken, Schlafen und eh schon wissen. Liebe (machen) ist übrigens mitgemeint. Andere, die über die Jahre mit den geänderten Lebensumständen dazugekommen sind, sind wesentlich komplexer: Wo ist die nächste E-Zapfsäule? Gibt es gratis WiFi? Kann ich bargeldlos zahlen? Ist das glutenfrei? Verträgt sich das mit meiner Work-Life-Balance? Wie komme ich zu einem Taylor-Swift-Ticket? Das Problem dabei ist: Erst wenn die meisten davon befriedigt sind, stellt sich ein gewisses Wohlbefinden ein. Zu berücksichtigen gilt es auch: Mit zunehmendem Alter wachsen die Bedürfnisse, sie wachsen quasi mit einem mit, was man von Windeln leider nicht sagen kann.
Windel ist auch nicht gleich Windel: Es gibt sie nämlich aus Baumwolle, Plastik, mit oder ohne biozertifiziertem Saugkern sowie in unterschiedlichen Preis- und Gewichtsklassen. Es gibt den Ferrari, den VW oder Dacia unter den Windeln, die preiswerte Mittelklasse genauso wie die teuren Nichtskönner – die Blender. Die meisten Supermarkt- und Drogerie-Ketten haben neben dem Platzhirsch „P“ auch Eigenmarken im Sortiment. Probiert man die alle einmal aus, verwundern einen die Leistungsunterschiede. Dazu kommt, dass jeder Windel-Hersteller das mit der Passform anders handhabt: Nimmt man jetzt, wenn das Kind circa 5 Kilo auf die Waage bringt, besser die von 3–6 oder jene für 4–8 Kilos?
Haben Papa und Kind den Boxenstopp am Wickeltisch halbwegs trocken überstanden, lobpreist man innerlich den Windelgott, also bedankt sich bei den Erfindern der Wegwerfwindel. Denn ein Leben ohne diese Helden des täglichen Dramas, die dafür sorgen, dass die Dinge nicht (oder nur begrenzt) aus dem Ruder laufen, wäre möglich, aber sinnlos. Denn Papa hat schließlich auch noch Bedürfnisse ...