Wie heißt es so schön in den Bergen: Da Summa is uma
Von Anja Kröll
Das Wetter spinnt. Das ist nicht die profunde Erkenntnis einer Meteorologin oder Klimaforscherin, sondern Ihrer Naturbeobachterin aus dem Bergdorf. Weil im Bergdorf ist Herbst. Nicht ein bissi, sondern so richtig.
Dass heuer alles anders ist, war bereits im Juni klar. Da blühten Almrausch und Enzian wie wild. Was Almrausch und Enzian normalerweise nie vor Juli machen.
Vergangenen Freitag, als ich dann aus Wien zurückkehrte, hatte es im Osten bei Abfahrt 29 Grad, im Westen bei Ankunft 10 Grad. Ungelogen. Und es war nicht zwei Uhr nachts.
Untrügliches Zeichen für Herbst also. Weitere: Auf 1.200 Meter Seehöhe tragen die Vogelbeer-Bäume fette, rot-orange Beeren, die Steinpilze und Parasole wachsen schon fast inflationär im Wald – was vor September normalerweise in dieser Höhenlage nie passiert und die Nadeln der Zirbenbäume haben sich rostbraun verfärbt. Was sie auch dürfen, denn aus den Zirbenzapfen ist längst bernsteinfarbener Schnaps geworden.
Insgeheim warten die Bergeingeborenen nur mehr auf den ersten Schnee.
Und für alle, die das nun als Jammern über das Wetter abtun – ist es nicht. Ich liebe den Herbst. Viel mehr als den Sommer. Der Sommer ist heiß und man kann keine zehn Schritte ohne Schweißausbruch zurücklegen.
Der Herbst bedeutet Jacke in der Früh mit anschließender Wärme. Keine Gewitter, dafür eine Fernsicht auf die Berge, die im gesamten Jahr nicht schöner ist. Wie auf einem Gemälde rücken die Gipfel ganz nahe. Geben jedes Detail ihrer Struktur preis. Man sitzt nur da und schaut. Nein, staunt, ob solch einer Schönheit bis ins letzte Detail. Also: Hallo, Herbst.