Wer Flagge zeigen will, sollte vorher zumindest ein wenig nachgedacht haben
Von Michael Hammerl
Er verdreht sich wie ein Fähnchen im Wirbelwind. Eine fanatische Minderheit findet es fantastisch. Wer es nur halbwegs mit ihm hält, sollte ihm aber sagen: Jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Oder will er das Flaggschiff einer völlig realitätsfremden bis radikalen Bewegung werden?
Um Außenminister Alexander Schallenberg oder Kanzler Sebastian Kurz geht es übrigens nicht. Wien stand diese Woche ja ganz im Zeichen der israelischen Fahne, die Kanzleramt und Außenministerium gehisst hatten. Als „konsequente Haltung Österreichs“ gegen die radikalislamische Terrormiliz Hamas erklärte Schallenberg den Schritt. Diese Parteinahme im Nahost-Konflikt sei ihm bei aller Neutralität gegönnt, auch wenn der türkische Präsident Österreich jetzt leider verflucht hat.
Was wir lernen: Wer bei komplexen Themen Flagge zeigen will, sollte das gut begründen und vorher über die Implikationen seines Tuns nachgedacht haben. Darf man auch auf Social Media beherzigen. Womit wir wieder beim Thema wären: Hat er das wirklich ernst gemeint?
„Wer die FPÖ in die Regierung holt, ist selbst nicht regierungsfähig“, moralisierte er im heißen Wahlkampf-September 2019 noch. Und jetzt? Die SPÖ dürfe sich einer Vierer(!)-Koalition samt FPÖ gegen die Kurz-VP „nicht verschließen“, schreibt er auf Twitter. Warum nicht gleich unter falscher Flagge segeln?
Dann müsste die Sozialdemokratie ihre teils vergilbte Fahne nicht mehr auf Halbmast hissen, sondern könnte sie direkt verbrennen. Der Angesprochene, Niederösterreichs zweiter Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl, hat jedenfalls der Bundespartei und Bürgermeister Michael Ludwig widersprochen. Die wissen: Wer in dieser Konstellation fliegend wechselt, geht mit wehenden Fahnen unter.