Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Gebrauchtregierung

Der, von dem niemand etwas erwartet, kann nur noch positiv überraschen.

Guido Tartarotti
über das Kabinett Faymann II

Spüren Sie es auch? Diesen einem kleinen, ach was, mittleren Erdbeben nahekommenden Ruck? Diese wilde Aufbruchsstimmung? Diese Welle der Euphorie und des Optimismus, die durchs Land flutet? Die Menschen tanzen in den Straßen, Wildfremde fallen einander weinend vor Glück in die Arme und zeugen spontan Kinder, die später einmal Namen wie „Kanzleramtsminister“ oder „Koalitionskoordinator“ tragen werden ...

Selten zuvor wurde bei uns eine neue Regierung so eisig aufgenommen, die Reaktionen reichen von Gleichgültigkeit bis zu Sarkasmus. Auf Twitter wird das Kabinett Faymann II als „Erwartungsloch“ bezeichnet, als „ Gebrauchtregierung“, es hagelt Spott wegen der patscherten Pressekonferenz, wegen der fast peinlich anmutenden Vermeidung des Datums „Freitag, der 13.“ und wegen der Spindelegger-Ansage, man habe sich „erst in der frühen Morgenstunden getrennt“.

Vielleicht ist das die Chance dieser Regierung: Der, von dem niemand etwas erwartet, kann nur noch positiv überraschen. Wenn er sich traut.