Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Fluchen für Anfänger

Schimpfen ist, sagt eine Kursteilnehmerin, in Österreich und Wien von großer Bedeutung.

Guido Tartarotti
über Schimpf-Kurse in Wien

Die Volkshochschule Meidling bietet einen Kurs „Schimpfen in Wien“ an. Die Zahl der Schimpflehrlinge ist zwar noch überschaubar – ein Spanier, eine Tschechin und zwei Polinnen – aber die Idee hat Potenzial. Allein die schier unüberblickbare Zahl von Schimpfwörtern bezüglich Schwein oder Sau verlangt nach pädagogischer Aufarbeitung. Wie soll jemand, dessen Wiege nicht hierzulande stand, auch verstehen, warum „Schwein haben“ etwas Gutes, „ein Schwein sein“ dagegen höchst unerfreulich ist? Schimpfen ist, sagt eine Kursteilnehmerin, in Österreich und Wien von großer Bedeutung. (Wobei: Nichts gegen die Kreativität persischer Flüche: „Ich furze in den Bart deines Vaters!“ Oder jüdischer: „Berühmt sollst du werden – man soll eine Krankheit nach dir benennen!“)

Jetzt könnte man natürlich eine Überlegung anstellen: Statt Ausländer das korrekte wienerische Schimpfen zu lehren, könnten wir ja auch Kurse „Freundlichsein für Wiener“ anbieten. Aber wer so fragt, hat keine Ahnung: Dann wären wir doch nicht mehr wir!