Meinung/Kolumnen/Ohrwaschl

Frühstart-Empörung

Es müsste nur niemand kaufen.

Guido Tartarotti
über die Aufregung um Lebkuchen im Sommer.

Es ist so weit. In einem Supermarkt in Herzebrock-Clarholz bei Gütersloh in Ostwestfalen wurde die erste Packung Lebkuchen entdeckt, die deutsche Öffentlichkeit geht geordnet in den Zustand der Panik über. In Österreich gab es schon vor einigen Tagen die ersten Sichtungen, doch bei uns geht das mit der Aufregung ein wenig langsamer.

Die deutsche Zeitung Die Welt hat dem alljährlichen Ausbruch der Weihnachtsgebäck-Frühstart-Empörung jetzt sogar einen eigenen Bericht gewidmet. Man könnte ja annehmen, in einem freien Land sei es jedem Geschäftsmann selbst überlassen, was er wann zum Verkauf anbiete. So viel Gelassenheit ist im Zeitalter der sozialen Medien jedoch nicht vorgesehen. Es gibt sogar Initiativen, den sommerlichen Verkauf von Lebkuchen zu verbieten – logisch, es ist ja immer noch viel zu viel erlaubt.

Es gäbe übrigens eine sehr einfache Möglichkeit, das böse Gebäck rasch aus den Regalen zu verbannen – es müsste nur niemand kaufen. Das ist aber nicht der Fall: Ein guter Teil der Ware wird schon im Spätsommer gekauft, sagen die Hersteller, und deshalb wird sie angeboten.