Meinung

Im österreichischen Sesselkreis

Geklärt scheint jedenfalls, was genau Stronach mit Fairness meint.

Michael Hufnagl
die Woche im Rückblick

Kinderlein, wir bilden jetzt Arbeitsgruppen und versuchen, das Problem zu lösen.“ Man stelle sich das Schulprojekt vor. Wie sie dasitzen, Mädchen und Buben, und einander ständig die Zunge zeigen, statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Einerlei, was der Herr Fessa sagt, oder wie sehr die Frau Direktor droht. Oder wie komisch es den entnervten Eltern erscheint, dass die lieben Kleinen schon zum 31. Mal ergebnislos im Sesselkreis herumgelungert sind.

Dabei schien in der Verhandlungskabarett-Nummer „Lehrerdienstrecht“ eine Pointe in der Luft zu liegen. Ministerin Heinisch-Hosek ließ Bonmots von „Ginge es nach mir, wären wir abschlussreif“ bis „Wir sind den Lehrervertretern mit Riesenschritten entgegengekommen“ verbreiten. Das war beinahe rührend. Denn Chefgewerkschafter Kimberger rückte in Abwesenheit von Njet-Ikone Neugebauer den Fortschritt flott ins rechte Licht: „Da muss ich auf die Euphoriebremse steigen.“ Muss er. Klar.

Reformdruck

Deshalb soll jetzt eine Task Force her. Kanzler und Vizekanzler wollen nämlich unbedingt ein Ergebnis. Und sei es am Ende nur die allgemeine Verständigung auf ein Pflichtpausenbrot – Hauptsache, man kann es Reform nennen.

Parallel dazu wird es auch in der Causa „Jugend-U-Haft“ eine Task Force geben, hingegen keine zur Behandlung der Werbeidee von freiheitlichen Arbeitnehmern. Die veröffentlichten in ihrer Mitgliederzeitung ein fingiertes SPÖ-Inserat, das als Testimonial für Kritik an Justizpolitik Josef Fritzl zeigt. Sie erklärten natürlich auch, warum sie das taten. Aber das nährte nur den Verdacht, dass für Geistesriesen dieser Art sogar das Anfänger-Seminar „Wie schaffen wir es, Provokation nicht mit Blödheit zu verwechseln“ zu anspruchsvoll wäre.

Ein politisches Schmankerl gab es auch noch: Dass sich Frank Stronach keinesfalls an das Wahlkampfkostenlimit halten will. Denn während alle Parteien einig waren, den Werbeaufwand vor dem 29. September auf 7 Millionen € zu limitieren, lässt der reiche Teammanager verkünden, dass er mit seiner Marie machen könne, was er wolle. Und sei es auch, sie für dann fällige Strafzahlungen zu verschleudern. Geklärt scheint jedenfalls, was genau Stronach mit Fairness meint.

Papa Robbie

Abseits der Politik fiel auf, ...

... dass in Österreichs Medien immer jedermann etwas über Jedermann schreiben muss;

... dass es sonst nur der dumpf-dreiste Rapper Bushido schaffte, sich (sogar mit einem ZiB24-Auftritt) neben Buhlschaft und Tod zu inszenieren;

... dass sich Andreas Gabalier darüber wunderte, dass sein Satz „Bei mir gibt es keinen Sex vor der Ehe“ zur Schlagzeile wurde. Statt („Das war doch nur ein Späßchen“) über sein Verständnis von Humor;

... dass in der hyperventilierenden Journalistenschar anlässlich eines Konzerts von Robbie Williams Österreich souverän seinen Schnappatmungs-Titel verteidigen konnte. Diesmal wurde die großartige Vaterrolle des Künstlers, der auf der Hotelterrasse sein Töchterchen am Arm trug, enthüllt. Der Zeuge („ein Restaurantbesucher“) ließ das Blatt exklusiv wissen: „Er ging total liebevoll mit seinem Kind um, streichelte es immer wieder im Gesicht.“

Ach, wie schön. Und keine Spur von Euphoriebremse.

Michael Hufnagl auf Twitter