Plakate im EU-Wahlkampf: Krumme Gurken und ungeschminkte Kandidaten
Die Große Koalition bietet werblichen Einheitsbrei
über EU-Wahlplakate in Deutschland
Die österreichischen Parteien haben diese Woche ihre Plakate für die Intensiv-Wahlkampfphase enthüllt - ohne große Überraschungen: SPÖ und ÖVP setzen (mit bzw. ohne Parteilogo) auf ihre Spitzenkandidaten Eugen Freund und Othmar Karas, die FPÖ auf Parteichef HC Strache "weniger EU"; die NEOS wollen "nach den Sternen greifen" und die Grünen - das ist vielleicht die einzige kleine Überraschung bei den neuen Plakaten - haben die längst abgeschaffte Gurkenkrümmungsverordnung aus der Mottenkiste geholt: "Für krumme Gurken - gegen krumme Geschäfte".
Zeit, auch einen Blick auf die internationalen Plakatkampagnen zu werfen.
Deutschland: Yoda und Einheitsbrei
In Deutschland könnte man den Eindruck haben, die große Koalition hat sich gemeinsam eine Werbe-Agentur für ihre Plakate genommen: Wachstum statt Stillstand, stabiler Euro, Chancen für alle sind die Themen, die sowohl bei SPD als auch CDU plakatiert werden - teilweise sehen sich Design und Farbschema zum Verwechseln ähnlich:
Kreativer sind die Sujets, die aus einem deutschen Plakatwettbewerb als Sieger hervorgegangen sind. Anstatt für eine Partei werben sie für die Teilnahme an der EU-Wahl - und zwar ebenfalls mit den krummen Gurken ...
... und sogar im aus Star Wars bekannten "Yoda-Stil": "Große Macht in Europa du hast".
Einen guten Überblick über die deutschen Plakate (mit ein, zwei aus anderen Ländern) gibt es im (laufend aktualisierten) Flickr-Album von Blogger Jon Worth.
UK: "Wer hat das Sagen im Land?"
Für heftige Debatten in England sorgt die aktuelle Plakat-Kampagne der UK Independence Party (UKIP), die es sich zum Ziel gesetzt hat, Großbritannien aus der Union zu bringen.
UKIP-Chef Nigel Farage setzt im Wahlkampf auf die Holzhammer-Methode - mit eher plumpen Angriffen auf Brüssel. "Wer hat wirklich das Sagen im Land?", steht auf einem UKIP-Plakat - nicht wir, suggeriert der Text darunter: "75 Prozent unserer Gesetze kommen aus Brüssel."
UKIP greift auch die (auch von anderen Parteien, u.a. den regierenden Konservativen) geschürte Angst vor den angeblichen Horden an (Ost-)Europäern auf, die auf die Insel strömen würden, um den Briten ihre Jobs wegzunehmen:
Schulz und Juncker "old school"
Die EU-weiten Spitzenkandidaten von Sozialdemokraten und Europäischer Volkspartei, Martin Schulz und Jean-Claude Juncker, präsentieren sich in ihren Plakat-Kampagnen "old school" - Schlagworte wie "Zukunft" oder "Stabilität" werden affichiert oder überhaupt nur das Konterfei des Kandidaten:
Was bei den Sujets des 59-jährigen Junckers auffällt: Seine Fotos wirken nicht so, als ob sie intensiv nachbearbeitet worden wären:
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