Meinung

Abgang einer Vertrauten und Verkannten

"Elli, es ist vorbei“ sagt Matthias Strolz im Oktober 2021 zu ihr. Sieben Monate und zwei Kanzler später zieht sie den Schlussstrich, ist es vorbei. Elisabeth „Elli“ Köstinger verlässt nach 13 Jahren die Politik. Sichtlich erleichtert. Ganz in Weiß gekleidet und mit einem steten Lächeln während ihrer Rücktrittsrede am Montagvormittag.

Der Rücktritt der 43-jährigen Vertrauten von Ex-Kanzler Sebastian Kurz kommt für Kenner spät. Für Kanzler Karl Nehammer zur besten Zeit, denn er kann bei seinem ersten Parteitag am 14. Mai nicht nur sich und ein neues Logo, sondern auch ein teilweise neues Team präsentieren.

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Bereits Ende 2021 wollte die „Elli“  nach dem politischen Karriere-Aus von Kurz und Gernot Blümel das politische Parkett verlassen, blieb aber. Aus Parteiräson. Aus Loyalität, wie es heißt.

Und, weil sie ihre "Herzensprojekte“ wie sie in ihrer 15 Minuten dauernden Rede sagt, noch umsetzen wollte. Eben das macht Elisabeth Köstinger neben einer Kurz-Vertrauten auch zu einer Verkannten.

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Verkannt für das, was sie in den ersten türkis-grünen Jahren für die Gastronomie, Hotellerie und Landwirtschaft gemacht hat. Von Covid-Hilfen bis Lebensmittelkennzeichnung.

Verkannt für das, was sie bei beinah jedem öffentlichen Auftritt erlebte. Egal, ob Regierungsklausur oder Tour durch die Länder: Die Gegner der Vollspaltböden waren Köstingers stete, oft auch lautstarke Begleiter. Wiewohl „speziell Frauen in Spitzenfunktionen unter besonderer Beobachtung stehen“, wie Köstinger bei ihrem Rücktritt sagt, richtet sie einen Appell an diese. Mädchen und Frauen mögen sich etwas zutrauen, sie könnten alles schaffen.  Spätestens beim ÖVP-Parteitag am 14. Mai wird man wissen, wem das Amt zugetraut wird. Und zugemutet.  

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