"Sehr sensibel": Wie Jugendliche Gewalt an Frauen thematisieren
Von Naz Kücüktekin
„Mein Ex war leider ur krank. Vielleicht kennst du ihn aus dem Park oder so“, poppt auf dem Handy auf. Dann kommt die nächste Nachricht. Und die nächste. "Wir waren ein halbes Jahr zusammen und er war extrem eifersüchtig, er hat mir verboten ohne ihn rauszugehen und so", schreibt Ewa.
In welche Richtung es in dem Video gehen wird, ist danach mehr oder weniger klar. Bei #KeinEinzigeSchwesterMehr wird Gewalt an Frauen thematisiert.
Dabei handelt sich um eine Videoreihe von Bro und Kontra, ein Projekt welches Jugendliche gemeinsam mit JUVIVO.21 und bOJA (bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit) machen. In der ersten Staffel von Bro und Kontra "Lasst Brüder nicht kämpfen" arbeiteten Jugendliche, die teils selbst dabei waren, die Krawalle in Favoriten auf – und stießen dabei auf große Resonanz. Danach war schnell klar, dass man eine zweite Staffel macht. "Und das Thema Gewalt an Frauen schlugen die Burschen selbst vor", erzählt Fabian Reicher von der Beratungsstelle Extremismus.
Daraufhin holten die Jugendlichen noch Bekannte und Freundinnen dazu, es gab Diskussionen und anhand dieser wurden die Skripte geschrieben. "Die Videos basieren auf Erfahrungen der Jugendlichen. Und dann gibt drei fiktive Alternativ-Enden, die zeigen sollen, wie so etwas auch enden kann", so Reicher.
"Sehr schwieriges und sensibles Thema"
Hauptzielgruppe dieser Videoreihe sind vor allem junge Männer. "Es gibt schon viele empowernde Projekte für Mädchen und Frauen. Das reicht allerdings nicht. Mann muss auch junge Männer erreichen, denn sie sind es, die die Entscheidung treffen zuzuschlagen oder eben nicht", betont Reicher.
Gestaltet sind die Videos aus dem Leben der Jugendlichen mit scharfen Schnitten und einprägender Musik. "Wir wollten, dass sie auch quasi cool sind, damit wir bei der Zielgruppe ankommen, ohne aber Gewalt zu verherrlichen. Es ist schließlich ein sehr schwieriges und sensibles Thema", sagt Reicher. Wichtig sei auch gewesen, dass die Jugendlichen ihre Rollen reflektieren. "Der Weg war hier auch das Ziel", so der Sozialarbeiter.
Geplant sei auch, dass die Videos auch in Workshops und Schulen verwendet werden sollen. Auf sozialen Medien sind zwei der insgesamt sechs Teile schon veröffentlicht worden. Die Restlichen erscheinen wöchentlich am Montag.