Bosniens Elite: Frau des Ex-Präsidenten wird Doktorat aberkannt
Von Dennis Miskic
Ihr Gesicht war in den letzten Wochen fast täglich auf den Startseiten der lokalen Medien: Sebija Izetbegović, Frau des langjährigen Präsidenten Bosnien-Herzegowinas Bakir Izetbegović. Der Anlass für die große mediale Aufmerksamkeit: Am Dienstag wurde ihr offiziell der Doktortitel aberkannt.
Zuvor wurde ihr auch der Masterabschluss aberkannt und Status als ordentliche Professorin an der Medizinischen Fakultät in Sarajevo entzogen. Medienberichten zufolge wolle sie keinen rechtlichen Einspruch auf diese Entscheidung erheben.
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Nach verlorenen Wahlen
So schnell kann’s bergab gehen. Im Oktober vergangenen Jahres trat Bakir Izetbegović mit der größten bosniakischen Partei SDA bei den Präsidentschaftswahlen an. Seine Partei konnte in der Vergangenheit vor allem mit Nationalismus und der Abgrenzung von den "anderen" Bosniern, also jenen, die sich als Staatsbürger und nicht zwingend muslimische Bosniaken sehen, punkten.
Dafür reichte es aber dieses Mal nicht. Er verlor knapp gegen den Sozialdemokraten Denis Bećirović, bleibt aber Vorsitzender der Partei, die wohl auch keine Regierungsmitglieder stellen wird.
Elite-Clique
Kurz nach dem Wahlverlust begann die Staatsanwaltschaft mit den Ermittlungen rund um seine dünne Elite-Clique, über die es seit Jahren Anschuldigungen der Korruption, Bestechung und Freunderlwirtschaft gibt. Darunter auch seine Frau.
Sie wurde 2016 zur Leiterin der Universitätsklinik in Sarajevo ernannt, womit sie einen der wichtigsten Managementjobs in der Privatwirtschaft des Landes bekam. Für die Position war sie die einzige Kandidatin.
Wie das Center for Investigative Reporting (CIN) häufig berichtete, lagerte Izetbegović gerne histopathologische Untersuchungen an eine Privatklinik eines Freundes aus, der die Arbeit für das Doppelte oder Dreifache erledigte. Laut Recherchen das CIN besitzt die Familie Grundstücke im Wert von bis zu 450.000 Euro.
Dem "kleinen Prinzen" sei Dank
In Sarajevo wurde ohnehin lange vermutet, dass sie dank ihres Ehemannes zu ihren Abschlüssen und Jobs gekommen sei. Bakir Izetbegović, im Volk gerne auch "kleiner Prinz" genannt, ist Sohn des Kriegspräsidenten Alija Izetbegović, der einen Legendenstatus in Bosnien-Herzegowina hat.
Trotzdem ist Izetbegović immer noch Direktorin des Universitätsklinikums in Sarajevo (KCUS), dessen Vorstand von SDA-nahen Personen dominiert wird. Ihre Amtszeit in dieser Position läuft im September aus.