Empörung über Angriff auf Pride-Aktivisten in Bosnien
Von Dennis Miskic
Medienberichte schockierten am Wochenende den Westbalkan. Die Rede war von einem "Angriff der Hooligans auf Pride-Aktivisten". Schnell wurde eine breite Diskussion über Menschenrechte in Bosnien-Herzegowina entfacht.
Pünktlich zum Frühlingsbeginn hätte Samstagabend eine Pride-Parade in Banja Luka, dem Verwaltungszentrum der Republika Srpska (RS), stattfinden sollen. Stattdessen wurde die Parade abgesagt und die Aktivist:innen der Organisation "BH Povorka Ponosa" (Deutsch: Bosnischer Pridemarsch) von Hooligans "gejagt und verprügelt." Die Organisation hatte zuvor die Parade organisiert und angekündigt. Nach dem Vorfall wurde diese schlussendlich verboten.
Am Abend zuvor hatten sich die LGBTQ+-Aktivist:innen im Büro der "Transparency International"-Niederlassung getroffen. Dort wurden sie von der Polizei "herausgejagt", weil die Lage für sie laut den Beamt:innen nicht sicher sei.
"Man hat uns gesagt, dass wir Banja Luka sofort verlassen sollten. Dann hatte uns die Polizei hinausgetragen und ließen uns ungeschützt mitten auf der Straße zurück und fuhren weg. Fünf Minuten später kamen sie wieder und kurz nach ihnen folgte eine Gruppe von 30 bis 40 Leuten, die auf uns losgingen. Wir wurden den Hooligans von der Polizei ausgeliefert", schrieb Bh povorka ponosa in einer Presseaussendung.
Klage wegen Diskriminierung
Zwei Journalisten, Vanja Stokić vom Portal e-Trafika sowie Deutsche-Welle-Reporter Ajdin Kamber wurden während des Angriffs auch verletzt. In bosnischen Medien berichteten beide von dem Angriff und versuchten, so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf das Thema zu lenken.
Sie machen für den Angriff vor allem zwei Personen verantwortlich: den Bürgermeister Draško Stanivuković und den Präsidenten der RS Milorad Dodik. "Das war ein organisierter Angriff, für den die Polizei von Banja Luka und politische Funktionäre, insbesondere Dodik und Stanivuković, verantwortlich sind."
Beide hätten mit ihrer Rhetorik Hass gegen die LGBTQ+-Community geschürt. Die Organisator:innen der Pride wollen auch eine Klage wegen Diskriminierung einreichen. Die Rhetorik der Politiker würde ihnen ihre Existenzrechte absprechen und sei schlicht diskriminierend.
"Keine Reue"
Anstatt den Angriff zu verurteilen, intensivierte die politische Elite der RS ihre Einstellung zu dem Thema. Der Bürgermeister hielt noch mehrere Monate vor der eigentlichen Parade fest: "Während meinem Mandat wird in Banja Luka ganz sicher keine Gay-Parade stattfinden."
Auch Milorad Dodik hat sich in einer Pressekonferenz geäußert und bestärkte die Aussagen des Bürgermeisters. Er sagte auch, dass seine Entität "keine LGBT-Organisationen akzeptieren wird" und er "keine Reue" für den Angriff fühle.
Auch in Österreich
Für Österreich sei Queerfeindlichkeit kein fremdes Thema - auch nicht in der bosnischen Diaspora. “In der Diaspora werden viele problematische Werte weitergegeben und reproduziert. Das sehen wir ja sehr stark beim Nationalismus. Und da gehört auch der Hass gegen queere Menschen leider dazu", sagt Alexandra Stanić.
Die Wiener Journalistin thematisiert diese Problematik sehr offen auf sozialen Medien und in ihrem Podcast "Alles Stabil". Im Gespräch mit dem KURIER unterstreicht sie auch, dass es leider sogar noch in Österreich nicht immer akzeptiert wird, queer zu sein. “Hier in Österreich haben wir aber auch ein Problem mit Queerfeindlichkeit. Wir brauchen uns nur die FPÖ anschauen.”