Lungau: Der Samsontanz als gelebtes Brauchtum
Dürfen wir vorstellen? Der Riese Samson ist ein Prachtkerl par excellence. Mit seinem langen Haupthaar, seinem Vollbart, seinen braunen Augen und dichten Augenbrauen und seiner stattlichen Größe von fünf Metern, sorgt er auf jeden Fall für Aufmerksamkeit. Seine blau-rote Schärpe, sein goldener Helm, seine Lanze und sein Schwert sind Accessoires, die auf jeden Fall Eindruck schinden. Die Füße stecken in Trachtenschuhen, damit er auch gut Wiener Walzer tanzen kann, seine Wadeln sind in Stutzen aus Wolle gepackt.
Doch wer ist der Riese Samson überhaupt?
Samson als Figur des Bauernherbstes im Salzburger Lungau
Seit genau 120 Jahren ist die Riesenfigur Teil der Samsongruppe Unternberg im Salzburger Lungau. Er symbolisiert die Figur des Samson aus dem Alten Testament, der sich durch seine übermenschlichen Kräfte auszeichnet. Er stellt den Kampf der Juden gegen die Philister dar, bei dem Samson mit einem Kieferknochen eines Esels nicht mehr und nicht weniger als eintausend Philister erschlagen haben soll.
Samsontanz durch die Straßen
Die historischen Wurzeln des Brauchtums im Salzburger Lungau gehen ins 18. Jahrhundert zurück, als bei barocken Kirchenprozessionen solche Riesenfiguren mitgetragen wurden. Die junge Truppe der Samsonsgruppe in Unterberg sorgte dafür, dass das Brauchtum weiterhin lebendig bleibt. Während der Zeit vom Almsommer bis zum Bauernherbst (Ende Mai bis September) rückt die Samsongruppe mehrmals aus – etwa zu Fronleichnam.
- Tamsweg: Mittwoch, 29. Mai 2024; Samstag, 01. Juni 2024
- Mariapfarr: Sonntag, 09. Juni 2024 (mit Trachtenmusikkapelle Mariapfarr)
- Tamsweg: Samstag, 27. Juli 2024 mit großem österreichischen Zapfenstreich
- Tamsweg: Sonntag, 28. Juli 2024
- Tamsweg: Sonntag, 04. August 2024 anlässlich des Waldfestes in Tamsweg
- Mariapfarr: 15. August 2024 mit Trachtenmusikkapelle und Schützen
Rosl und Toni als Gefährten des Umzugs
Seit zehn Jahren hat der Samson nun auch noch zwei Gefährten – nämlich zwei Zwerge: Die Rosl und den Toni. Mit rund 22 Kilogramm können sie durch die Straßen getragen werden und begleiten somit die Samson-Truppe beim Umzug.
Hauptperson ist der Träger und sein ledernes Geschirr, welches die Schultern gut polstert – dieses muss gut angelegt und festgezurrt werden. Dann hieven vier Männer, sogenannte Aufheber, den Samson von der Waagrechten in die Senkrechte, der Träger schlupft dann von unten in die Figur hinein. Unter dem Rock werden die Lederriemen gut festgeschnallt, damit der Samsonträger nicht aus der Figur kippen kann.
Almrausch-Walzer
Beim Umzug marschieren Ministranten, Feuerwehr, Trachtenfrauen, die Landjugend und die Musikkapelle voran – dann folgt das Kommando zum Walzertanzen. Beim „Almrausch-Walzer“ klatschen alle Beteiligten im Dreivierteltakt, pro Umzug wird bis zu zehn Mal zwischen Links- und Rechtswalzer gewechselt. Im Walzertakt klimpert auch der Schlüsselbund an Rosls Kittelschürze.
Begeistertes Publikum bei der Brauchtumsveranstaltung
Nach jedem Tanz küssen sich die beiden Zwergerl Rosl und Toni, wobei sich Letzterer so freut, dass er vor Freude hopst und so auch das Publikum zum Lachen bringt. Wenn der Samson dann auch noch salutiert, ist sein Werk vollbracht und das Publikum hellauf begeistert, dass er seine Sache so gut gemacht hat. Der Träger schlüpft aus der Figur und strahlt über das ganze Gesicht – denn schließlich kommt aus der ganzen Samson-Truppe Applaus.