Die Abenteuerliche Reise ins Mühlviertel
von Robert Zimmel
Meine Frau ist Oberösterreicherin und so verbringen wir so viele Urlaube wie möglich in „ihrem“ Bundesland, als Ausgleich für den Umstand, dass sie ihren Lebensmittelpunkt nach Wien verlagern „musste“. Als Wiener wiederum war Oberösterreich nicht so die Traumdestination, uns Flachländler zieht es in Urlaubsdestinationen mit hohen Bergen, wir wollen rauf auf die Gipfeln und die sollen höher sein als unser Schneeberg! Trotzdem habe ich das Salzkammergut schnell liebgewonnen, unsere Wanderungen durch das tote Gebirge, schwimmen im kalten Gosauer See, auch Hallstatt hatte noch seine Reize, zu Recht wollen das jetzt weltweit alle sehen. Aber als meine Frau das Mühlviertel als Destination für unseren Jänner Urlaub vorschlug, war ich am Boden zerstört. Ich konnte nicht verweigern, that´s the deal, Oberösterreich, und das Mühlviertel ist definitiv das Oberösterreichischste, dass das Land zu bieten hat! Dort gibt´s kein Gipfeln, da kann man nicht Skifahren, was macht der Wiener dort am Land?!? Meine Frau, kulinarisch sehr versiert, wollte die Küche der Rachingers ergründen, also war die Destination der Mühltalhof. Die Anreise bestätigte anfangs alle meine Befürchtungen, ab nach Linz, durch dichtes Industriegebiet, dann rauf, der Donau entlang. Ok, die sanfte Hügellandschaft, die hat schon seine Reize, im Winter kann man sich dann noch alte Kühe auf der Weide vorstellen, Lomo Alto muss irgendwo hier die Begleitung für die glücklichen Kühe auf dem letzten Weg anbieten. Dann sind wir endlich in Neufelden, biegen scharf rechts ab und plötzlich befinden wir uns in einem engen Tal, da gefällt´s dem Wiener schon besser. Angekommen, wandern wir zunächst in unser Zimmer und die Glasfront bietet uns einen atemberaubenden Blick auf die gefrorene Mühl, gegenüber eine Waldböschung, Idylle pur, oh Gott, hier gefällt´s mir!
Kulinarische Abhandlungen gibt es an dieser Stelle nicht, der Name Rachinger steht für sich, die Abende im Restaurant sind eine eigene Geschichte wert, um das Tagesprogramm machte ich mir etwas Sorgen, hier ist es landschaftlich wunderschön, aber dann müssten wir einfach dableiben und der Wiener muss raus, er braucht seine Abenteuer! Aber er hat seine Frau, die Oberösterreicherin, und die nimmt ihn auf eine herzerwärmende Reise mit! Zu den Bauern der Umgebung! Zu der Frau, die seit Jahrzehnten Käse macht und uns Ihre Geschichte erzählt, von der Liebe, die sie ihren Kühen und Ziegen entgegenbringt, von ihren Sorgen, was mal mit dem Hof passieren soll, die „next Generation“ verweigert, von Ihren Produkten, die wir verkosten und kiloweise mit nach Hause nehmen.
Weitere Stationen sind eine Mühle, in der das Brot auch gleich gebacken und verkauft wird, Das Webereimuseum in Haslach an der Mühl, und vieles mehr.
Trotzdem die Pandemie noch weit entfernt war, erwischte meine Frau auf dieser Reise einen grippalen Infekt und musste von nun an das Bett hüten, und während ich so am Fenster stand und mir so meine Gedanken über die nächsten Tage mache, erblicke ich unten am Fluß eine lustige Gesellschaft, die Eisstöcke über das blanke Eis fetzt. Während ich noch denke, lustig, irgendwie wie Kegeln, nur am Eis, erkenne ich in der Gruppe einen lieben Freund aus Wien, den Wolfgang, einen allseits bekannten Serienhelden uns Funk und Fernsehen. Ein scheuer, fragender Blick zur kränkelnden Frau und flugs war ich runter aufs Eis. Zu meiner Freude wurde ich in die Gepflogenheiten des oberösterreichischen Nationalsports „Eisstockschießen“ eingeweiht, und eines der Teams wurde mit meiner Mitwirkung bestraft. Natürlich verloren wir, aber es war ein spektakuläres Ereignis, spannend, besser als jeder Gipfelsturm!
Wolfgang war und ist ein Freund des Hauses und so wurde für die Eisstockgruppe eigens die alte Stubn geöffnet, halberfroren kam ich als letzter nach einem kurzen Höflichkeitsbesuch bei meiner Frau in der Stubn an und wurde gefragt, was ich denn essen wolle. Ich blickte um mich, erspähte ein Pfannengericht und sagte nur „sowas da“. Als die Kellnerin wieder kam, fragte Sie nur: „für wen war jetzt das Beuschl?“, und mein nächstes Abenteuer begann, mein erstes Beuschl, das ich nie und nimmer jemals bestellt hätte. Aber ich kann sagen: Wer die kulinarischen Höhen der Innereien erklimmen möchte, der sollte bei den Rachingers starten, besser wird´s nimmer! Stolz erzählte ich meiner Frau, die Innereien liebt, von meinem Abenteuer und Ihre Bewunderung war mir sicher! Traurig, mich von dieser herrlichen Landschaft, von diesen herzlichen Menschen, verabschieden zu müssen, reisten wir am folgenden Tag ab. ich habe auf dieser Reise viel gelernt, über mich, über Oberösterreich und wie man seine Reisen anlegen sollte: Es sind die Begegnungen, die Menschen, die Begeisterung und Leidenschaft, die unsere Reisen liebenswert machen, unser Beitrag ist es dafür offen zu sein, dann wird jede Reise ein Abenteuer!