Leben/Gesellschaft

Warum Roald Dahls Brief an Impfgegner heute noch relevant ist

Erst kürzlich gab die Weltgesundheitsorganisation WHO bekannt, dass mangelnde Impfbereitschaft zu den gegenwärtig größten Gesundheitsrisiken der Welt zählt.

Welche Folgen Impfmüdigkeit haben kann, zeige das Beispiel Masern: Weltweit sei die Zahl der Fälle im Jahr 2017 um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Auch in einigen Ländern, die bereits kurz vor der Ausrottung der Krankheit gestanden hätten, gebe es wieder mehr Fälle. Zu einem Anstieg der Masern-Fälle kam es zuletzt auch in der WHO-Region Europa: Dort seien im gesamten Jahr 2017 23.927 Menschen erkrankt - 2016 waren es nur 5.273.

In Österreich kam es am Mittwoch in der Kinderklinik-Ambulanz des LKH Graz zu einem Masernausbruch bei womöglich 28 Babys. Ausgelöst wurde die Ansteckung von einem 15-Jährigen, der am 11. Jänner mit Masern in die Klinik kam (der KURIER berichtete). Mittlerweile ist bekannt geworden, dass sich die Masernfälle in der Steiermark ausweiten (der KURIER berichtete).

Mahnender Essay

Mangelnde Impfbereitschaft ist aber nicht neu, sondern gibt es schon seit Jahrzehnten. Der britische Autor Roald Dahl, der unter anderem für seine Kinderbücher "Matilda" oder "Charlie und die Schokoladenfabrik" bekannt ist, schrieb im Jahr 1986 einen persönlichen Essay, in dem er sich an Impfgegner richtete.

Darin schilderte er den tragischen Tod seiner Tochter Olivia, die 1962 im Alter von sieben Jahren an den Komplikationen einer Masernerkrankung gestorben war.

Er schrieb in dem Brief, dass es zum Zeitpunkt des Todes seiner Tochter noch keine zuverlässige Impfung gegen Masern gegeben habe, dass es aber zwanzig Jahre später eine sichere Impfung geben würde. Dennoch sei es aber noch immer nicht anerkannt, dass es sich bei Masern um eine tödliche Krankheit handeln kann. "Meiner Meinung nach gefährden Eltern, die ihren Kindern Impfungen verweigern, das Leben ihrer Kinder massiv", heißt es in dem Schreiben, das auf der Fan-Website von Roald Dahl verfügbar ist.

Weiter steht dort: "In Großbritannien sterben jedes Jahr rund 20 Kinder an Masern. Was ist nun mit den Risiken, der Ihre Kinder durch die Immunisierung ausgesetzt sind? Sie sind fast nicht vorhanden. Hören Sie sich das an. In einem Stadtteil von rund 300.000 Menschen wird es alle 250 Jahre nur ein Kind geben, das von einer Masernimpfung schwerwiegende Nebenwirkungen bekommt! Die Chance steht also eins zu einer Million. Ich glaube, dass die Chance größer ist, dass Ihr Kind an einem Schokoriegel erstickt, als durch eine Masernimpfung ernsthaft krank zu werden."

"Also, warum Sorgen Sie sich überhaupt? Es ist schon fast ein Verbrechen, wenn Ihr Kind nicht geimpft ist. Der ideale Zeitpunkt ist das Alter von 13 Monaten, aber es ist nie zu spät. Alle Schulkinder, die noch keine Masernimpfung hatten, sollten ihre Eltern darum bitten, dass sie so bald wie möglich eine bekommen."

Er habe seiner Tochter zwei Bücher gewidmet. "James und der Riesenpfirsich", bei dem sie noch am Leben war, und "Der große freundliche Riese", welches er ihrem Andenken gewidmet hat. "Sie werden ihren Namen am Anfang jedes dieser Bücher sehen. Und ich weiß, wie glücklich sie wäre, wenn sie nur wissen könnte, dass ihr Tod dazu beigetragen hat, eine Menge Krankheiten und Tod unter anderen Kindern zu verhindern."