Warum es mehr öffentliche Toiletten für Frauen braucht
Mehr öffentliche Toiletten für Frauen – dafür setzt sich die Royal Society for Public Health (RSPH) ein. Was nach einer banalen Forderung klingt, verfolgt die gemeinnützige Organisation mit Nachdruck.
Auf ein öffentliches WC für Männer sollen demnach künftig zwei für Frauen kommen. Als Vorbilder sieht die RSPH Länder wie die USA und Kanada, wo mancherorts ein Verhältnis von zwei zu eins gesetzlich vorgeschrieben ist.
Frauen brauchen länger
Notwendig sei dies vor allem deshalb, weil Frauen auf der Toilette schlicht länger brauchen würden als Männer – "aufgrund zeitaufwändiger Faktoren im Zusammenhang mit Kleidung, Menstruation und anatomischen Unterschieden", heißt es in einem neuen Studienbericht der RSPH. Zudem seien auch mehr Unisex-Anlagen erforderlich, um einen gleichberechtigten Zugang sowie eine bessere Versorgung von Transgender-Personen zu gewährleisten.
In der Erhebung mit dem Titel "Taking the P ***" werden auch Bedenken hinsichtlich des generellen Rückgangs der Anzahl öffentlicher Toiletten in Großbritannien aufgeworfen: 74 Prozent der 2.089 Befragten gaben an, dass sich nicht genügend Toiletten in ihrer Nähe befinden. Nach Angaben der Studienautoren sind seit 2010 rund 700 kommunale Toiletten geschlossen worden. Der Mangel an Sanitäranlagen wirke sich wiederum negativ auf die öffentliche Gesundheit aus.
Einschränkung im Alltag
Jeder fünfte Befragte verlässt demnach sein Zuhause nicht so oft, wie er es gerne würde, weil er sich Sorgen macht, keine öffentliche Toilette zu finden. Ein besonderes Problem sei dies für Menschen mit gesundheitlichen Problemen, die häufiger auf die Toilette müssen, etwa Personen mit Diabetes oder Darmerkrankungen.
Noch problematischer: 56 Prozent der Befragten gaben an, absichtlich wenig zu trinken, weil es an öffentlichen Toiletten mangelt – was bekanntermaßen ebenfalls gesundheitsschädlich ist.
Der Mangel an sanitären Einrichtungen wirke sich auch auf Bemühungen aus, die Fettleibigkeit in der Bevölkerung zu bekämpfen und ältere Menschen bei einem aktiven Lebensstil zu unterstützen, so die Autoren.
"Bedrohung für Gesundheit und Gleichstellung"
"Unser Bericht hebt hervor, dass die schwindende Zahl der öffentlichen Toiletten in den letzten Jahren eine Bedrohung für Gesundheit, Mobilität und Gleichstellung darstellt, die wir nicht ignorieren dürfen", sagt Shirley Cramer, CEO von RSPH, im Interview mit CNN. "Wie so oft ist das eine Gesundheitsbelastung, die benachteiligte Gruppen überproportional belastet."
Die RSPH hat die Regierung aufgefordert, die Kommunalverwaltungen zu verpflichten, mehr öffentliche Toiletten zur Verfügung zu stellen. In diesem Sinne fordert der Bericht die britische Regierung nachdrücklich auf, mehr Geld bereitzustellen.
"Obwohl sie oft unbemerkt bleiben, sind öffentliche Toiletten ein äußerst wichtiger und notwendiger Bestandteil jeder städtischen Umgebung", sagt auch Tony Rheinberg, Marketing-Leiter beim britischen Badhersteller Armitage Shanks. "Mit dieser Untersuchung wird deutlich, dass ein Mangel an Toiletten erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und das Wohlbefinden haben kann."