Leben/Gesellschaft

Mehr als nur Hefte: Warum der Schulanfang immer so teuer ist

Dieses E-Mail hatte es in sich: „Die Schüler der 5. Klasse benötigen einen Laptop mit bestimmten Voraussetzungen“, hieß es in dem Schreiben, das eine AHS in den Ferien versandt hat. Mindestens 500 Euro kostet der Rechner.

Ein großer Kostenblock zum Schulanfang – nicht nur für Familien, die mit ihrem Geld sparsam haushalten müssen. Der kommt zu dem dazu, was Eltern ohnehin bezahlen müssen: Kopierkosten, Elternvereinsbeiträge, Spindmiete, Zirkel, Handarbeitskoffer oder Taschenrechner. Wie viel das im Schnitt ist, erhebt die Arbeiterkammer (AK) regelmäßig.

Alle Inhalte anzeigen

Im September fallen die meisten Kosten an, zeigt die AK-Auswertung. Eine alleinerziehende Mutter erzählt anschaulich: „Ende des Monats ist mein Konto bis zum Überziehungsrahmen ausgeschöpft. Das liegt mir natürlich schwer im Magen, aber es geht nicht anders. Meine Kinder brauchen das.“

Im September wird zwar mit der Familienbeihilfe ein Schulstartgeld von 100 Euro für Kinder von 6 bis 15 Jahren ausbezahlt – doch in Summe reicht das nicht. Selbst vermeintlich kleinere Anschaffungen gehen ins Geld. Besonders in Fächern wie Technisches Werken oder Bildnerische Erziehung wird viel verlangt, spezielle Federn, Lineale und die von Eltern gern genannte Laubsäge – die oft gar nicht verwendet wird. Teuer werden die Vorgaben in Schulen, die spezielle Arbeitskleidung vorschreiben.

Teure Technik

Elisabeth Rosenberger, Obfrau des Bundeselternverbands, kennt diese Beschwerden. Vor ein paar Jahren startete sie deshalb eine Umfrage, wofür Eltern zur Kasse gebeten werden. Manchmal sind eigenartige Posten darunter: „An einer Schule hat der Elternverein die Einrichtung eines Wlan bezahlt. Als es dann angeschafft war, meinte der Direktor, dass er keine Datenleitung an seiner Schule brauche.“

Das ist natürlich ärgerlich. „Letzten Endes hat der Schulgemeinschaftsausschuss, in dem Vertreter von Lehrern, Eltern und – in höheren Schulen – Schülern sitzen, zu entscheiden“, betont die Elternverbandsvorsitzende.

Alle Inhalte anzeigen

Besonders kritisch sieht Rosenberger, dass immer mehr Schulen es für selbstverständlich erachten, dass Schüler eigene, spezielle Laptops haben. „Es heißt immer, man brauche diese für die Matura. Aber für welche Fächer? Das Mathematik-Programm GeoGebra läuft auch auf billigeren Geräten. Und in den anderen Fächern werden sie wohl auch nicht allzu oft verwendet.“

Zudem seien die Lehrer oft zu wenig ausgebildet, wie man mit den Computern unterrichtet. „Das führt dann dazu, dass externe Vereine bezahlt werden müssen, wie man mit dem Internet umgeht“, berichtet die Elternvertreterin. Ihr Rat: „Als Mutter würde ich in der Schule nachfragen, ob es wirklich einen Rechner braucht.“

Schulbücher

Ein größer werdender Posten sind die Anschaffung von Schulbüchern – dabei ist eigentlich gesetzlich garantiert, dass Schüler dafür nicht bezahlen müssen. Da aber das Budget seit Jahren unverändert blieb, reicht es an manchen Schulen nicht mehr aus, um Bücher für alle Fächer zu kaufen.

Das wäre gar nicht nötig, meint Astrid Ebenberger, Vize-Präsidentin des katholischen Familienverbands und ehemalige Hauptschuldirektorin. „Es gibt das Konzept der Bücherlade. Das heißt, dass manche Bücher in Klassenstärke angeschafft werden, aber nicht jeder Schüler ein fixes Exemplar erhält, sondern nur nach Bedarf.“ Die Jugendlichen würden dadurch dazu erzogen, mit den Büchern sorgsamer und sparsamer umzugehen.

Höchster Einzelposten sind laut den Statistiken die schulbezogenen Veranstaltungen, also Skikurs oder Sprachreise – für manche Familien kaum zu stemmen. Je älter die Kinder werden, desto teurer wird es.

Im KURIER-Talk auf SchauTV betont  der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer, dass „Schule leistbar bleiben muss. Besonders stört mich, dass Familien so viel Geld für Nachhilfe ausgeben. Auch hier ist die Schule gefordert.“

Für Menschen, für die der Schulstart nicht leistbar ist, gibt es Unterstützungsprojekt, etwa von der Diakonie, der Caritas oder der Volkshilfe.