Im Selbstversuch: Eisbaden und Wintertauchen am Attersee
Von Axel Halbhuber
Spaziergänge und Wandern im bunten Laub, Radeln um das klare Wasser, dazu fesche Kulinarik- und Kunstevents: Herbst und Winter sind gar keine schlechte Zeit für Urlaub an Österreichs Seen.
Zumal die Winter ja milder werden. Der Attersee zum Beispiel war 1963 das letzte Mal zugefroren. Aber kalt ist er trotzdem, weshalb man sich dort nach und nach zu einem Eisbade-Zentrum mausert. Das passt gut zum Tauchen, das am Attersee ohnehin immer Saison hat.
Und zu den kleinen Adventmärkten der Region mit viel Handwerk, zu denen man sich heuer erstmals an den vier Adventsamstagen mit dem Schiff bringen lassen kann (Seewalchen, Weyregg, Attersee).
Viele kommen aber, um den größten komplett in Österreich liegenden See einmal im Winter zu betreten – zum Baden und Tauchen. Wir haben die beiden Trends für Sie probiert, im eisigen Wasser.
Am 7. November laden KURIER Reise und Attersee-Attergau Leserinnen und Leser zum Abend „Eisbaden & Wintertauchen“ mit vielen Winter-Erlebnissen am Attersee. Neben einem ausführlichen Bericht vom KURIER-Selbstversuch gibt Eisbaderin Waltraud Ottet Einblicke in ihr „Ritual“, Tauchexperte Bocki vom Under Pressure Dive Center erzählt vom Wintertauchen. Angelina Eggl vom TVB Attersee-Attergau sagt, was der Wintertourismus in der Region bietet, dazu gibt es Snacks & Erfrischungen. Außerdem ist ein Eisbade-Wochenende am Attersee für 2 Personen im 4*-Hotel Haberl zu gewinnen (haberl-attersee.at).
KURIER reise.live | ATTERSEE: Do., 7.11., 18.30 bis 21 Uhr im „The Hoxton Vienna“ (1030 Wien, R. Sallinger Platz 1). Eintritt frei – nach rückbestätigter Anmeldung unter kurier-events.at/reiselive, Rückfrage: reise@kurier.at, Betreff „Attersee“
Eisbaden im Attersee
Es hat gar nix mit Eis zu tun (es ist ja nimmer 1963), sondern definiert sich über eine Wassertemperatur unter fünf Grad – von fünf bis sechzehn Grad spricht der Profi von „Kaltbaden“. Ebenso wenig darf man das Eisbaden mit Eisschwimmen verwechseln, wo man eben schwimmt. Eisbaden ist ein kontrolliertes Abtauchen nach zahlreichen Atemübungen. „Eine Minimeditation“, nennt es Martina, die gemeinsam mit Florian „Wim Hof“-Workshops leitet.
Schritt 1: „Wim Hof“-Instruktorin Martina Sowinz erläutert die Atmung in der Theorie
Die nach dem holländischen Mehrfach-Rekordhalter Wim Hof benannte Methode soll einen durch Atem- und Mentaltraining sowie Kälte „gesünder, glücklicher und stärker“ machen. „Beim Eisbaden machen die Gefäße zu und auf, damit kann man Erkrankungen vorbeugen“, erklärt Martina. Sie erläutert anhand von Kurven und Tabellen, wie die Kombination aus kontrollierter Hyperventilation und Luftanhalten den Körper entstressen soll. Und sie betont, dass dieses Atmen nicht nur den Kaltschmerz wegbringen soll, sondern es auch um eine „Verbindung von Körper und Geist geht“.
Schritt 2: Unter Anleitung von Flo Mausser wird geatmet
Flach hingelegt waltet nun der neben mir kniende Florian seines Instruktoren-Amtes: „Du atmest dreißig Mal, dann fünf Mal intensiv, am Schluss neutral aus. Aber ich sage dir alles an.“ Ich atme. Florian sagt Dinge wie „finde deinen Rhythmus“ und „mehr Brust“ und „tief ein – und auuuus“ und „mehr Bauch“. Plötzlich: „Noch fünf Mal!“ Ich bin aufgeregt, nach dem Ausatmen soll ich so lange wie möglich nicht atmen. Ich schaffe über eine Minute, er ist (oder tut?) beeindruckt, ich bin ein bissi stolz.
Schritt 3: Ins Wasser – im Kreis wird noch mal geatmet, dann taucht man gemeinsam ein
Nach einigen Durchgängen finden Florian und Martina, ich habe mir das Eisbaden jetzt verdient. (Ich denke mir, ich hab ja gar nix angestellt.) Aber tatsächlich stellt sich nach dem Geatme eine Ruhe ein und ein bisserl schwindlig ist einem ja auch.
Schritt 4: Mit jedem Mal Eintauchen wird man ruhiger, es stellt sich sogar Glücksgefühl ein
Wasser hüfttief, im Kreis stehend, Hände auf den Schultern des Gegenübers, wir atmen, ich schaue verzweifelt, irgendwann gehen wir in die Knie. Wasser bis zu den Schultern, stechender Schmerz, Atmung schnappig. Wieder auf. Atmen. Der zweite Versuch ist besser. Viel besser.
Schritt 5: Die kalte Luft spürt man danach kaum mehr, Bewegungsübungen runden das Ritual ab
Beim Rausgehen sind die Haxen knallrot. Die beiden machen noch ein bisschen Turnübungen mit mir. Im Freien, aber ist eh schon wurscht. Die Erfahrung gefiel mir und meinem Körper. Der Geist hingegen fragt mich, ob ich spinne?
Das Tauchen
Der Vorteil des Winter-Sees ist, dass man beim Tauchen oft bessere Sicht hat als im Hochsommer und am Tauch-Hotspot Attersee viel weniger los ist – deshalb sind „Herbst und Winter mittlerweile die Hauptsaison für Taucher“, sagt Gregor Bockmüller, der eine Art Tauchpapst am Attersee ist und von allen „Bocki“ genannt wird.
Schritt 1: Das Anziehen ist beim Seetauchen immer umständlich – und im Winter noch mehr
Der Nachteil ist, dass man mit einem Trockentauchanzug umgehen können muss. Das kann man in Bockis „Under Pressure Diving Center“ in Weyregg lernen. Es ist zwar keine Hexerei, aber doch ein wenig mehr Ausrüstung und unterschiedliches Handling als Tauchen im Neopren.
Daher ist das Anziehen am Ufer, ohnehin der anstrengendste Teil des Seetauchens, noch schweißtreibender.
Schritt 2: Abtauchen bei „Dixi“ – auf zehn Meter Tiefe und nicht allzu weit
Aber sobald man das Wasser betritt (was dank der guten Infrastruktur hier am See einfach ist – Einstiegsleitern) ist das Schwitzen eh vorbei. Eine sehr beliebte Tauchstelle im Winter ist das (nachgebaute) Pfahlbauhaus an der Tauchstelle „Dixi“ – weil Bocki und Co. dort eine Unterwasserkrippe aufstellen, samt Jesukind und allem.
Schritt 3: Bald erscheint das Pfahlbauhaus, in dem im Advent auch eine Krippe zu sehen ist
Nach kurzem Weg und in zehn Meter Tiefe ist man schon da, das Haus ist groß genug zum Durchtauchen. Ich blubbere „Stille Nacht“, mache Bilder und denke mir: spannender Einstieg ins Wintertauchen.
Neben Wandern und Aktivitäten bietet die Sommerregion Attersee-Attergau auch im Herbst und im Winter einige Events und Packages – etwa zu Eisbaden: 2 ÜN inkl. Wim-Hof-Atemtraining, geführtem Eisbad, Yogaeinheit und Attersee-Goodies (Badetuch, Haube, etc.); 8.–10. Nov. im Hotel Stadler (Unterach) oder 13.–15. Dez. im Hotel Haberl (Attersee). Preise und Info sowie Eventkalender der Region auf attersee-attergau.salzkammergut.at (zum Eisbaden: Aktivitäten/Sport und Gesundheit/Winter/Eisbaden)
Schritt 5: Nach 20 Minuten wird es langsam kühl, bleibt aber dank Innenfutter erträglich
Und kurz genug, denn trotz Unterzieher-Overall mit Fell und Trockenanzug wird es nach zwanzig Minuten langsam frisch.