Südtirol: Auf den Waalwegen in Meran immer dem Wasser nach
Von Anja Kröll
Laufen Sie, schnell! Und wenn Sie damit fertig sind, wandern Sie. Der Rest kommt von alleine: das Genießen der Waalwege in Südtirol.
Allein rund sechzig Kilometer umfasst das Wegenetz der Waale rund um Meran. Einst uralte Kanäle, die ab dem 13. Jahrhundert angelegt wurden, um die Bewässerung von Obstwiesen und Weinbergen sicherzustellen. Heute sind die Wege neben den Kanälen beliebtes Ziel von Wanderern – sehr vielen Wanderern, was auch die Notwendigkeit des Laufens zu Etappenbeginn erklärt.
Denn wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Einstiegspunkt eines Waalweges anreist – was sich sehr empfiehlt, da erstens Übernachtungsgäste in Meran und Umgebung die Öffis gratis nützen, und zweitens man so nicht umständlich sein Auto nach der Wanderung erst wieder abholen muss – , sollte zunächst (laufend!) die Massen abhängen. Was dann folgt, ist Wandern mit stetigem Plätschern des Wassers (dieses fließt meist von Anfang April bis Ende Oktober) im Ohr und den Blick auf Apfelbäume, Weinreben und jede Menge gemütlicher Einkehrmöglichkeiten entlang des Weges. Wer sich an die Levadas von Madeira erinnert fühlt, der hat damit durchaus recht.
In Südtirol sei Wanderbegeisterten vor allem der Marlinger Waalweg ans Herz gelegt, der mit rund zwölf Kilometern der längste seiner Art ist. Von einigen kurzen An- und Abstiegen abgesehen, verläuft er beinahe flach. Was dem Genießer jede Menge Zeit verschafft, den beeindruckenden Blick auf das Meraner Becken zu verinnerlichen. Wem das nicht reicht, der bekommt als Draufgabe Schloss Lebenberg von allen Seiten geboten. Für das perfekte Waalwissen seien noch zwei Begriffe erklärt: Waaler, jene Personen, die einst für die Wartung der Kanäle zuständig waren. Und: Waalschelle. Ein Wasserrad mit Hammer. Klopft der regelmäßig, ist dies ein Zeichen für regelmäßigen Wasserfluss.
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Wen es nach der Erkundung der Waalwege noch in die Kurstadt Meran zieht, der sollte der Erkundung per pedes treu bleiben. Wasser findet sich hier in Form der Passer, der Fluss durchzieht das Zentrum und kann etwa von der gleichnamigen Passerpromenande aus bewundert werden. Angelegt wurden die Promenaden im 19. Jahrhundert vor allem für die adeligen Besucher. Zu denen auch Kaiserin Elisabeth zählte. Und so schnell können Sie gar nicht laufen, dass sie Sisi in Meran entkommen.