Reisetipps für Zypern: Limassol, Bergdörfer und antike Ruinen
Von Gabriele Kuhn
Du reist nach Zypern? Göttlich.
Daran ist nichts falsch. Wer Z wie Zypern sagt, kommt an A wie Aphrodite nicht vorbei. Was den Insel-Touristikern naturgemäß gefällt – die Geschichte der antiken Göttin der Liebe, der sinnlichen Begierden und Schönheit hat den gewissen Glamour. Als der Göttin mythischer Geburtsort gilt die Felsformation „Petra tou Romiou“ im Südwesten der Insel, nahe Paphos – auch „Felsen der Aphrodite“. Dort, an einer der schönsten Küsten im griechischen Teil Zyperns, soll die Schaumgeborene einer Muschel entstiegen sein. Wer dreimal um den dramatischen Felsklotz schwimmt, dem sei ewige Schönheit und Jugend, Glück und Fruchtbarkeit sicher. Die wahre Liebe sowieso.
Nach dem aphrodisischen Schwimmabzeichen geht es dann entweder auf „Aphrodites Kulturwegen“ weiter oder in eine komfortable Strandliege eines hübschen Hotels, was man vor allem im beliebten Ferienort Ayia Napa tun wird. Dort sind die am häufigsten besuchten Top-Strände zu finden, etwa Nissi Beach. Bilderbuchsonnen an feinweißem Sand und türkisfarbenem Meer.
Ein bisserl Dubai
Aphrodite führt aber auch nach Limassol, die zweitgrößte Stadt im Süden Zyperns. Auf den ersten Blick keine klassische Inselschönheit, doch wer genau schaut, wird hier ebenfalls jenen Charme entdecken, den die Freunde des Mediterranen suchen. Enge Gassen, stille Ecken, lebendige Plätze und Bougainvilleen, die jeden österreichischen Gartenbesitzer vor Neid erblassen lassen. Irgendwann sitzt man bei einem Glas selbst gemachter Limonade (später besser: zypriotischer Wein) in einem der vielen Lokale des alten Hafens, der neu behübscht wurde, und lässt sich vom Leben tragen.
Ein Stück weiter die Limassol Marina samt Luxusvillen und Burgresidenzen, ein bisserl Dubai, ein bisserl Cannes. Da teure Jachten, dort kleine Fischerboote, die im glasklaren Wasser gemächlich dahinschaukeln. Gegensätzliches zwischen zyprischer Tradition und einer Skyline, die von hohen Luxus-Apartmenthäusern geprägt wird. Zum Schauen und Staunen ideal, bis man sich erneut in der Altstadt verliert und ein paar Meze zu sich nimmt – an die dreißig verschiedene landestypische Küchen-Kleinigkeiten. Danach können gut Gesättigte immer noch Geschichte pauken und zum Kastell bummeln, wo König Richard Löwenherz einst geheiratet haben soll. Oder in die Markthalle, auf einen schnellen Absacker.
Joggen mit Meerblick
Limassol galt lange als Magnet für gut betuchte Russen, schließlich folgten auch die russischen Normalverdiener, was der Stadt den Spitznamen „Limassolgrad“ einbrachte. Eine Transformation. Die Foodie- und Bar-Szene boomt, Molos, eine kilometerlange Strandpromenade mit hohen Palmen ist Lifestyle-Hotspot schlechthin. Mit grandiosem Meerblick, Strand, Holzpontons und vielen Sportmöglichkeiten. Man joggt hier bühnenreif.
Seit dem Jahr 2023 wird das Mondän-Feeling durch das Luxusresort „City of Dreams Mediterranean“ ergänzt, pyramidenförmig, vierzehn Stockwerke hoch, mit vierhundertsechsundsiebzig Zimmern. Das größte Resort der drittgrößten Mittelmeerinsel beherbergt im Herzen auch das größte Casino Europas. Sechsundzwanzigtausend Quadratmeter „Gambling-Ambiente“ im Stile Monte Carlos, heißt es. Oder Macaus, das Projekt wurde von der chinesischen Gruppe Melco realisiert. Von wegen nichts geht mehr – hier geht viel. Geschmacksache. Wer’s mag, ist dort gut aufgehoben, samt allem erdenklichen Luxus, sprich: Spa, Shop, internationale Restaurants, spektakuläre Poollandschaft.
Flamingo & Feenkrebs
Von oben der Blick auf das – eher weit entfernte – Meer (dafür gibt es einen Pool mit Sandstrand) und den Salzsee von Akrotiri. Das größte Binnengewässer Zyperns ist eines der wichtigsten Feuchtbiotope des östlichen Mittelmeerraums. Wenn sich die etwas mehr als zehn Quadratkilometer große Fläche mit Wasser füllt, finden sich dort von März bis November Zugvögel zum Zwischenstopp und Vogelbeobachter zum Schauen ein. Zu sehen: Riesenflamingos, Kraniche, Zug-Watvögel, die sich vor allem vom kleinen Feenkrebs ernähren. Ein Naturschauspiel im Schatten glitzernder Hotelpracht, im Sommer ist aber nur ein ausgetrocknetes Areal zu sehen.
Wenn dann dem Zugvogel Mensch im Sommer nach Kühle dürstet, wird er unweit von Limassol glücklich werden. Von der Stadt ist man in einer knappen Stunde im Troodos-Gebirge, das sich über einen großen Teil der Insel zieht. Auf dessen höchstem Berg, dem Olympos (1.952 Meter), wird im Winter Ski gefahren. Hier entfaltet sich Zauber, echter Zauber, Naturzauber. Mit Tälern und Dörfern, Wald und Wasserfall, kühl und still. Und Routen durch die Weindörfer („Krasochoria“) von Limassol mit großartigen Weingütern, die vom eher trockenen Klima und der speziellen Geologie profitieren. Wunderbare Gegend, um zu wandern oder zu radeln, vor allem im Frühjahr, wenn Ginster und Fenchel blühen. Und die Obstbäume.
Davor aber noch ein kurzer Halt, um ein paar „alte Steine“ anzuschauen: die Überreste von Kourion, eines der wichtigsten Stadtkönigreiche des antiken Zyperns. Dessen Mittelpunkt: ein griechisch-römisches Theater, wo im Sommer Open-Air-Veranstaltungen stattfinden.
Entschlummert
„Es war ein Abend, an dem die Luft von der nahen Küste kam und uns wie eine leichte Decke umgab, und ich dachte: Jetzt habe ich Zypern in mir, jetzt kann ich nicht mehr zurück“, schrieb der englische Autor Lawrence Durrell in seiner autobiografischen Erzählung „Bitter Lemons“ zu seinem Zypern-Aufenthalt während der britischen Kolonialzeit.
Das wird hier, im Hinterland, besonders fühlbar – dort, wo es auch ohne Klimaanlage angenehm abkühlt und man an schattigen Plätzen seinen Kaffee trinken kann, fernab der heißen Sonne, des Rauschens und Raunens. Und trotzdem ist da viel Lebendiges, zu erleben etwa in Platres, ein Bergdorf wie ein südliches Bad Gastein, einst mondän, zwischenzeitlich entschlummert, neuerdings im Sinne des Individualtourismus reanimiert.
Der Ort entwickelte sich mit dem Beginn der britischen Kolonialherrschaft (1878) zum Magnet für Reich und Schön, man logierte in Hotels mit so klingenden Namen wie „Grand Hotel“ oder „Monte Carlo“, das den größten Ballsaal Zyperns beherbergte. Die Architektur der Residenzen und Villen so international wie die Gäste, Commonwealth, Monte Carlo, alpin.
Jahrzehnte später kamen sie immer noch alle, bis weit in die 1950er- und 60er-Jahre hinein: diverse gekrönte Häupter wie etwa Prinzessin Mary und Prinz George von England oder Irene von Griechenland. Ebenso wie der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt oder Schauspieler Telly Savalas. Für König Farouk von Ägypten wurde dort sogar ein eigener Drink erfunden: der Brandy Sour, mit zyprischem Brandy. Yamas. Ein herzvolles Prost geht allenfalls auch mit einem Glas „Commandaria“, der angeblich älteste Süßwein der Welt. Man sagt, er wäre legendär.
„Göttlich“ gilt aber auch.
- Anreise
Flüge von Wien nach Larnaca gehen täglich. CO2-Kompensation: 8,85 €, - Authentisch
Anders urlauben kann man vor allem in der Region Troodos. In modernisierten Bauernhöfen, alten Häusern oder in Boutiquehotels. Info: agrotourism.com.cy - Teilung
Durch die Stadt Nikosia verläuft eine Grenze, sie teilt die Insel in den griechischen und türkischen Teil. „Republik Zypern“ ist der Name des griechischen Teils, seit 2004 ist sie Mitgliedstaat der EU. Der Grenzübertritt von Südzypern nach Nordzypern ist an verschiedenen Kontrollpunkten zu Fuß und mit dem Auto möglich