Leben/Reise

Lappland: Huskys, Rentiere und ganz viel Schnee im hohen Norden

Die Hitze der vergangenen Tage weckt bei vielen Sehnsucht nach einem kühlen Ort. Ein erster Blick Richtung Winter führt nach Levi in Lappland, 170 Kilometer nördlich des Polarkreises. Im Winter können die Temperaturen bis auf frostige Minus dreißig Grad sinken. Beim Besuch im März zeigt das Thermometer moderate acht bis drei Grad an und das ist weit angenehmer als es klingt: Durch die trockene Luft fühlt sich die Kälte überraschend mild an, der pulvrige Schnee glitzert in der Sonne wie unzählige kleine Diamanten.

Schnee gibt es reichlich. Mehr als die Hälfte des Jahres, von Anfang November bis Ende Mai, verwandelt sich Levi in das größte Wintersportzentrum Finnlands. Der Ort rund um den 531 Meter hohen Berg, heißt eigentlich Sirkka, doch selbst die Finnen sprechen nur von Levi.

Das Abenteuer beginnt mit einer gemütlichen Schneeschuhwanderung abseits der Pisten, hinauf zur Bergspitze. Das einzige Geräusch, das einen begleitet, ist das leise Knirschen des Schnees. Beim Einatmen spürt man die frische, saubere Luft – Lappland zählt zu den Regionen mit der weltweit höchsten Luftqualität. Oben angekommen genießt man im Restaurant des Panorama Hotels den Blick über die tiefweiße Landschaft.

Tempo und Adrenalin sind spürbar

Deutlich actionreicher geht es später bei der Schneemobil-Tour zu. Mit der Mischung aus Jetski, Motorrad und Pistenraupe gleitet man über die meterdick zugefrorenen Seen. So erreicht man mühelos Orte, die über Straßen nicht zugänglich sind. Mit dem ehemaligen Schneemobil-Rennfahrer Thomas, einem rustikalen Deutschen, der vor fünfunddreißig Jahren nach Finnland ausgewandert ist, geht es nach einer kurzen Einschulung auf eine rasante Fahrt.

Mit bis zu siebzig Kilometer pro Stunde fährt man über endlose Schneefelder und durch majestätische Wälder. Tempo und Adrenalin sind spürbar. Dicke Fäustlinge schützen vor dem kalten Fahrtwind und auch die Griffheizung lernt man bei einer zweistündigen Safari zu schätzen. In einer der urigen Hütten entlang der Strecke wärmen Tee und "Munkki", ein frittiertes Gebäck ähnlich einem Krapfen, das oft mit Zucker bestreut und mit Marmelade gefüllt wird. Thomas bringt die Gruppe sicher zurück. Schwere Unfälle sind selten, für viele Einheimische ist das Schneemobil ein alltägliches Fortbewegungsmittel.

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Auf der Rentierfarm

Lappland ist dünn besiedelt, was erklärt, warum man über weite Strecken hinweg kein einziges Haus sieht. Pro Quadratkilometer leben zwei bis vier der 180.000 Lappen. Mit rund 200.000 gibt sogar mehr Rentiere als Menschen. Insbesondere die indigenen Sámi sind für ihre traditionelle Rentierzucht bekannt.

Beim Besuch der Rentierfarm Ounaskievari treffen wir Johanna und ihre Herde. Seit Jahrzehnten züchtet ihre Familie Rentiere. Das Training für den Schlitten dauert "je nach Persönlichkeit" drei bis fünf Jahre. In einfachen Holzschlitten, die jeweils von einem Rentier gezogen werden, gleiten je zwei Personen bis zu zehn Kilometer durch die nahen Wälder. Johanna führt die Rentiere in blau-roter Sámi-Tracht an. Jedes Tier hat einen Namen – so wie Leo, der vom Sieger des Slaloms in Levi 2017, Marcel Hirscher, benannt wurde.

Die Rentiere auf der Farm sind halb-wild. Während sie im Winter für Safaris eingesetzt und trainiert werden, sind sie im Sommer auf "Urlaub". Ausgestattet mit GPS-Sendern durchstreifen sie mit den Rentieren anderer Besitzer ganz Lappland. Johanna verfolgt ihre Bewegungen auf einer App. Nach dem Sommer werden sie wieder nachhause zurückgebracht.

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Zu Besuch bei Santa Claus und seinen Elfen

Im Elfendorf in Köngäs, nur acht Kilometer von Levi entfernt, spielen Rentiere ebenfalls eine wichtige Rolle – sie ziehen den Schlitten von Santa Claus. Das ganze Jahr über herrscht hier Weihnachtsstimmung und an bestimmten Tagen können Kinder den Weihnachtsmann treffen und ihm ihre Wünsche in verschiedenen Sprachen mitteilen. Seine Helfer, die Elfen, leben das ganze Jahr über hier und beantworten Fragen der Kinder.

Besucher können an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen, mit den Elfen basteln oder den finnischen Lebkuchen "Piparkakku" backen. Dieser wird dünn ausgerollt und ist dadurch besonders knusprig. Im Vorraum zu Santa Claus warten einfache, aber köstliche Gerichte wie Hühnersuppe sowie eine große Auswahl finnischer Bäckereien. Besonders zu Weihnachten und Neujahr ist das Elfendorf – ebenso wie ein weiteres bei Rovaniemi – sehr gut besucht.

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Anreise
Linienflüge nach Kittilä (ca. 15 Autominuten von Levi) führen z. B. über Helsinki oder München. Direktflüge gibt es nur als Charter. - Kompensation via atmosfair.de:  37€

Preisbeispiel
Prima Reisen bietet individuell gestaltbare Pauschalreisen an. Die günstigste Variante von "Winterzauber in Finnland" beginnt ab 1.895€ p. P. im Apartment und ab 2.298€ p. P. im DZ (jeweils für 2 Personen). 
www.primareisen.com

Auskunft
Vist Levi: www.levi.fi 

Freier Blick im Glasiglu

Viele Lappland-Besucher hoffen auf das spektakuläre Schauspiel der Nordlichter. Die beste Zeit ist von Oktober bis März. Wer mindestens eine Woche in der Region verbringt, hat gute Chancen, die Lichter zu sehen. Besonders gut beobachten lässt sich das Naturphänomen vom Golden Crown Glasiglu-Hotel aus. Siebenundzwanzig luxuriös ausgestattete Iglus mit Fünf-Sterne-Service und beheizten Scheiben bieten freien Blick auf den Himmel – ohne in der klirrenden Kälte warten zu müssen.

Im familiengeführten Hotel legt man großen Wert auf regionale Speisen. Chefin Kristiina, die in den Anfangsjahren noch selbst Lachs über dem Feuer grillte und Heidelbeerkuchen servierte, setzt heute auf Fine Dining. Im mehrfach ausgezeichneten Restaurant Utsu gibt es skandinavische Bio-Küche, einige der Zutaten werden in den umliegenden Wäldern gesammelt, etwa Pilze, Beeren und Flechten. Durch das Glasdach des Restaurants kann man sogar während der mehrgängigen Abendmenüs die Polarlichter bewundern. Stets auf der Weinkarte: Grüner Veltliner wechselnder Winzer aus Österreich – Kristiinas Vorliebe für die Rebsorte entstand während ihrer Zeit als Au-pair in Wien.

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Huskys wollen rennen

Noch einmal rasant wird es bei einer Huskyschlittenfahrt mit Musherin Pauliina. Schon bei der Ankunft werden Besucher mit aufgeregtem Bellen und Jaulen von 70 überwiegend Alaskan und einigen Sibirischen Huskies begrüßt. Die Hunde können es kaum erwarten – beim Aufstieg auf den Schlitten muss man fest auf der Bremse stehen, um sie halten zu können.

Sechs Huskies ziehen jeweils zwei Personen mit einer Geschwindigkeit von etwa fünfzehn Kilometer pro Stunde über Strecken von fünf bis zwanzig Kilometern. Die Hunde wollen nur eines: rennen. Tritt man auf die Bremse, erntet man verächtliche Blicke. Erst nach getaner Arbeit kehrt Ruhe ein, manche legen sich zur Erholung hin. Die Kälte macht ihnen nichts aus. Für Besucher gibt es dicke Overalls und Fellstiefel.

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Ein Igludorf komplett aus Schnee und Eis

Im Snow Village, einem viertausend Quadratmeter großen "Dorf", das jedes Jahr über einen Zeitraum von sieben Wochen neu komplett aus Kunstschnee errichtet wird – der Naturschnee ist zu pulvrig und eignet sich nicht einmal für einen Schneeball –spüren wir noch einmal Lapplands Kälte. Im Inneren der riesigen Iglus hat es eine Durchschnittstemperatur von minus zwei bis minus fünf Grad.

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Die Wände sind drei Meter dick, darin wartet eine Kunstausstellung aus in den Schnee und in Eis geschnittenen Skulpturen – jedes Jahr steht das Schneedorf unter einem anderen Motto, etwa "Nordische Mythologie". Dazu zählt auch ein Eisrestaurant. Gegessen wird auf Eisstühlen und -tischen oder man nimmt einen kühlen Drink an der Eisbar. Mehr Kälte geht nicht!