Valletta, Malta: Kaninchen und Kreuzfahrer
Runter vom gigantischen Kreuzfahrtschiff, rauf auf das Fahrrad. Das Grüppchen, das in Valletta mit Helmen und grellgelben Warnwesten das Hafengelände verlässt, wird von den zahlreichen Landgängern der MSC World Europa ungläubig angestarrt. Breit grinsend treten die acht Radler jetzt in die Pedale – irgendwie stolz, für ein paar Stunden als Individualisten unterwegs zu sein. Das breite Grinsen wird bald schmaler, je höher sich der steile Hügel hinauf zum historischen Stadtkern zieht. „Ihr könnt das Rad ruhig schieben. Wir warten zusammen“, beruhigt der asiatische MSC-Fahrradguide. Das ist meist gar nicht nötig, gibt es doch ohnehin zig Stopps – auch auf kurzen Zuruf.
Maltas Hauptstadt, erbaut aus dem honiggelben Stein der Insel, ist jede Fotopause wert: von den traditionellen Wohnhäusern mit ihren bunten Holz-Erkern über die Parkanlagen mit Blick auf das Mittelmeer bis zu den historischen Palästen des Malteserordens und dem mächtigen Verteidigungswall.
Kirchen und Kapellen
Seit achttausend Jahren ist die strategisch wichtige Insel immer wieder ins Visier von Angreifern geraten. Die Kreuzfahrer haben Valletta als Bollwerk der Christenheit errichtet. Und bis heute ist die Insel erzkatholisch. Selbst in den Seitengässchen flattern bunte Fahnen zu Ehren eines der unübersichtlich vielen verehrten Heiligen. Auf Malta gibt es für jeden Tag des Jahres eine Kirche – irgendwo wird quasi immer ein Heiliger ausgiebig mit Musik, Speis’ und Trank gefeiert. Malta war folglich auch der letzte EU-Staat, der die Scheidung zuließ. 2011. Mehr als vierzig Jahre nach dem benachbarten Italien.
Die Radlertruppe strampelt einmal mehr bergauf, und wird niemals vergessen, wie hügelig Valletta ist; und auch nicht, dass es ab Frühling ein Treffpunkt für Reisende aus aller Welt ist. So schieben sich Tausende Menschen im Stadtkern durch die Fußgängerzone der Republic Street (auf Maltesisch: Triq ir-Repubblika), ganz wie in Salzburg durch die Getreidegasse zur Festspielzeit.
Radfahren? Keine Chance
Der Guide sammelt vor der gut besuchten St. John’s Co-Cathedral die Räder ein und bewacht sie, während seine Schützlinge Kirchen, Gassen, Geschäfte und Lokale erkunden. Drei besonders Schlaue, die gern abseits der Touristenströme pausieren würden, fragen in einer Seitengasse einen älteren Einheimischen, wo er denn gern zu Mittag isst. „Zuhause. Bei meiner Frau.“ Und wenn er doch mal essen geht? „Dann in der La Valette National Philharmonic Society, im ersten Stock. Da sind aber nur Mitglieder erlaubt“, sagt er wie aus der Pistole geschossen. „Aber im Erdgeschoß sind alle willkommen“, ergänzt er lächelnd und schickt die Fremden zurück zur Republic Street 297. Der Club, der nächstes Jahr hundertfünfzigjähriges Bestehen feiert, erweist sich als die ersehnte Ruheoase inmitten all des Trubels. Und das zu moderaten Preisen. Ein Geheimtipp. Bis jetzt zumindest.
Anreise
Direktflüge etwa mit Air Malta, airmalta.com
MSC-Kreuzfahrt
„Free Nights Special“: Die 7-Nächte-Kreuzfahrt mit der MSC World Europa im Mittelmeer ist aktuell ab 543 € p.P. inkl. Hotelservicegebühr erhältlich (Innenkabine). Termine: Abfahrten zwischen November 2023 und März 2024. Der Preis für diese Abfahrten und Routen in einer Balkonkabine inklusive Getränkepaket Easy liegt bei 903 € mit Hotelservicegebühr. Mehr Infos auf MSC Cruises
Auskunft
visitmalta.com/de
Ein Hauch von Britain
Kaninchen, das traditionelle Nationalgericht der Insel, wird hier ebenso serviert wie Fish and Chips, quasi als Überbleibsel der Zeit als britische Kronkolonie. Man kann aber auch einfach nur Bier trinken, wie die alten Herren der Insel, die sich hier täglich zum maltesischen Frühschoppen treffen. Seltener sind kleine Frauenrunden bei Tee oder Kaffee – je nachdem, ob sie sich der britischen Krone oder Italien mehr verbunden fühlen.
Ein Billardtisch lockt mitunter jüngeres Publikum in die hohen, kühlen Räume. Und Bingo? Wird das hier nicht mehr wie früher begeistert im Lokal gespielt? „Doch. Aber in den Wintermonaten“, sagt der Wirt lächelnd. Dann, wenn die Malteser unter sich sind und Reisende durch andere Weltgegenden radeln.