Leben/Reise

Erfahrungsbericht: Wie ich als Tirolerin in der Schweiz das Skifahren neu lernte

Der Nebel gleitet den Gletscher hinunter, umschlingt meine Beine. Mein Blick schweift über Eis und tiefe Risse im Gletscher neben der Piste. Ich komme mir klein vor, umgeben von nebelverhangenen Viertausendern in den Schweizer Alpen, aber bereit und voller Vorfreude auf die erste Saisonabfahrt.

Ich bin in Tirol geboren und aufgewachsen, Berge sind nichts Neues für mich. Skifahren und Gehen habe ich gleichzeitig gelernt, die Skigebiete Tirols kenne ich in- und auswendig. Aber jetzt besuche ich erstmals ein Gebiet außerhalb Tirols: Saas-Fee. Programm: Skifahren, Skifahren und Käsefondue. Was sonst? Dass ich es noch nie weiter geschafft habe als zum Arlberg, ist nicht verwunderlich bei den vielen Skigebieten vor der Haustür. Trotzdem stelle ich mir seit Langem die Frage: Wie ist das Skifahren auf ausländischem Schnee?

Zu höheren Gipfeln in der Schweiz

Zurück zur Piste, die erste Abfahrt steht bevor. Ich starte vom höchsten Punkt des Gebiets auf 3.500 Meter am Allalin-Gletscher. Die Luft ist dünner, so hoch oben war ich auf Skiern noch nie. Auch in der Schweiz sind die Pisten am Morgen präpariert und eine Schicht Neuschnee hat sich über den Untergrund gelegt. Dieses Gefühl kurz vor der ersten Abfahrt ist schon mal vertraut. Ich bekomme Schwung und ziehe als eine der Ersten meine Spuren in den Schnee, wie immer. Nach dem Rausch der ersten Abfahrten, in denen ich die Schnelligkeit der Ski, den Neuschnee und die Pisten genieße, ziehen auch die Nebelschwaden davon. Das Allalinhorn (4.027 m) wird sichtbar. Der Gletscher mit seinen Eiswänden und Spalten ist allgegenwärtig, alle paar Meter eröffnet sich mir eine neue Perspektive, die Gletscherspalten ziehen mich in ihren Bann. Oft bleibe ich stehen, etwas, das ich sonst nicht mache. Jede Piste ist ein neues Erlebnis, wie ziehe ich hier die besten Schwünge?

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Auch die Fahrten mit den Gondeln sind hier anders. Zu Hause bringen mich meist nagelneue Sessellifte mit Sitzheizung den Berg hinauf. In Saas-Fee sind es ältere Standseilbahnen. Die Liftwärter warten sogar, bis die Bahn voll ist, bevor die Fahrt losgeht, das habe ich bei uns noch nie erlebt. Da ich hier nicht jedem Pistenkilometer hinterherjage, gönne ich mir eine Mittagspause im Drehrestaurant mit Ausblick. Kontrastprogramm zu den Mannerschnitten, die ich in Tirol während der Sesselliftfahrt esse, um keine Zeit zu verschwenden.

Fondue und Jugendherberge

Der Skitag ist ein Traum und geht wieder mal zu früh zu Ende. Wie zu Hause beeile ich mich für einen Platz für die letzte Bergfahrt. Zu Hause würde ich mir schnellstens etwas zu essen besorgen, schnell vorbei an den Schirmbars, die sich aneinanderreihen und aus denen schon von Weitem die Schlagermusik zu hören ist. Im Gegensatz zu den Tiroler Skigebieten hält sich der Trubel hier in Grenzen. Ein paar Schirmbars gibt es, aber von wildem Après-Ski ist man meilenweit entfernt. Die Skifahrer lassen den Tag bei Glühwein, Gesprächen und Musik ausklingen. Der Tag endet nach Saunabesuch und Käsefondue (was sollte man denn sonst essen) im Jugendherbergszimmer mit Blick auf die Lichter von Saas-Fee und die Umrisse des Mischabel-Massiv.

Anreise
Per Bahn nach Visp (Umstieg in Zürich), dann mit dem Bus nach Saas-Fee

Neu und leistbar
Die  Jugendherberge wellnessHostel4000 Saas-Fee bietet Wellness, Hallenbad, Fitnessraum

Auskunft Skipass
saas-fee.ch 

Eine solche Aussicht habe ich in meinem Zimmer daheim nicht. Was sich für mich hier unterscheidet, ist, dass ich hier urlaube. Ein neuer Ort, ein neuer Dialekt, den ich nicht verstehe. Daheim ist alles durchgetaktet, die besten Routen wurden vor Jahren entdeckt und geplant, um effektiv viele Kilometer zu sammeln. Hier verweile ich, bestaune die Natur, genieße jede neue Piste. Mein liebster Wintersport wurde in der Schweiz zu einem Abenteuer mit einer neuen Perspektive.