Leben/Reise

Daheim bei Serge: Maison Gainsburg neuer Kulturort in Paris

Sie sind eine der bekanntesten Künstlerfamilien von Paris: unkonventionell, stets bereit, über Grenzen zu gehen und sehr erfolgreich. Die Gainsbourgs – Vater Serge, Mutter Jane Birkin und Tochter Charlotte – präg(t)en die Musik- und Schauspielszene Frankreichs seit Jahrzehnten. Birkin ist 2023 verstorben.

Dementsprechend neugierig und enthusiastisch wurde von den Parisern auch die Eröffnung der Maison Gainsbourg im September 2023 erwartet; hemmungslos stürmen sie nun das kleine, graffitibesprühte Haus in der Rue de Verneuil Nummer 14 in Saint-Germain. Hier hat der Songwriter und Chansonnier mit Jane gewohnt, hier wurden die Töchter Charlotte und die 2013 nach einem Fenstersturz verstorbene Kate groß. Ein Ort mit aufregender Geschichte. Nichts wie rein.

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Vom Zippo-Feuerzeug bis zum alten Plattenspieler

Charlotte Gainsbourg war die treibende Kraft hinter der Maison Gainsbourg, da sie die Erinnerung an ihren charismatischen Vater unter allen Umständen bewahren wollte. Vieles hat sie unverändert gelassen: Der aus England, der Heimat ihrer Mutter, stammende Zahnarztstuhl steht noch immer in Serges Büro. Eine angebrochene Zigarettenpackung, natürlich Gitanes, samt Zippo-Feuerzeug liegt neben dem Aschenbecher, ein alten Plattenspieler steht auf dem Boden.

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Vater
Angeschlossen an die Maison ist eine Bar, die dem bekennenden Alkoholfan Serge Gainsbourg huldigt. Das „Gainsbarre“ ist tagsüber Café-Restaurant und verwandelt sich abends in eine Cocktailbar

Charlotte führt via Audioguide durch das Haus

Ja, so hat er gelebt, denkt man sich: intensiv, chaotisch und theatralisch. Seit dreiunddreißig Jahren ist er tot, doch es wirkt so, als wäre er gerade weggegangen. Via Audioguide führt Charlotte durch das Haus, erzählt Anekdoten aus ihrer Kindheit und über ihre Erinnerungen an Gegenstände im Haus. Beim Betreten des Hauses wird der Gast aufgefordert, sich die Füße abzutreten. Schließlich betritt man ein privates Haus und soll die Teppiche nicht schmutzig machen. Charlotte beschreibt ihr früheres Zuhause angesichts der vielen herumstehenden Dinge als „Haus eines Sammlers“. 

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Mutter
Charlotte Gainsbourg hat auch ihrer Mutter ein Denkmal gesetzt. Kein eigenes Museum, aber einen Film: „Jane par Charlotte“ ist ihre ganz persönliche, wunderbare Liebeserklärung an Jane Birkin

Zwei Klaviere sind zu sehen, eine Vitrine voller Vinylplatten und ein Koffer ihres Vaters. In der Küche steht eine beeindruckende Sammlung leerer Weinflaschen. Ihr Vater und ihre Schwester hätten hier viel Zeit verbracht und viel gelacht beim Essen. Im Wohnzimmer sind Polizeiabzeichen auf einem Glastisch verteilt. „Alles, was er Polizisten wegnehmen konnte, machte Vater glücklich“, sagt Charlotte, hörbar amüsiert.

Beeindruckend ist auch der Kronleuchter im Badezimmer, direkt neben Serge Gainsbourgs Zimmer, in dem er 1991 tot aufgefunden wurde. Hier endet der Besuch, hier wird Charlotte emotional. Die 52-Jährige hing sehr an ihren Eltern. Nie hätte sie das Haus geräumt, niemals alles weggegeben. Wer sich die Maison ansehen will, braucht Geduld. Es ist aktuell bis ins Frühjahr ausgebucht.

Und gegenüber ist das Museum

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht das Musée Gainsbourg, das jederzeit besichtigt werden kann. Hinter einer tiefschwarzen Fassade werden Leben und Karriere des Künstlers und Frauenhelden chronologisch aufbereitet. In Vitrinen sind Manuskripte und Noten, Zeichnungen und der berühmte Gainsbourg-Nadelstreifenanzug sowie Plattencover im typischen „Bad Boy“-Look von Gainsbourg zu sehen.

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Skandalduett

Natürlich ist auch dem Skandalduett mit Jane aus dem Jahr 1969, „Je t’aime moi non plus“, ausreichend Raum in einer Sonderausstellung gewidmet. Der Stöhn-Song wurde damals vom Vatikan mit einem Verbot belegt. Nichtsdestotrotz verkaufte er sich über vier Millionen Mal.

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