Digital Mama sein: "Ich zeige meine Kinder ganz bewusst nicht"
Kinderhände, die nach Keksen greifen, ein Blätter-Puzzle aus Buchenholz, selbstgebackener Apfelkuchen – dazu Geschichten von fiebernden Kleinkindern und schlaflosen Nächten: Seit etwas über drei Jahren teilt Katharina Steininger den Alltag mit ihren (mittlerweile) zwei Töchtern auf Instagram.
Dazu gekommen ist sie durch die Liebe zur Fotografie: "Ich habe schon immer gerne Menschen und Momente mit der Kamera eingefangen. Als meine erste Tochter auf die Welt kam, habe ich kleinweise begonnen, einige Augenblicke im Internet zu teilen", erinnert sich die Oberösterreicherin.
Digital Mutter sein
Tatsächlich geben immer mehr Frauen (und Männer) auf sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook Einblicke in die Elternschaft. Mit "Sharents", einer Wortkreation aus den englischen Wörtern "sharing" ("etwas – im Internet – teilen") und "parents" ("Eltern"), hat das Phänomen einen Namen bekommen. In dessen Kontext hat sich auch eine Vielzahl an professionellen Mama-Blogs entwickelt.
Vom Großteil dieser, oft sehr reichweitenstarken, Plattformen, unterscheidet sich das Profil der Kinderpädagogin in zwei Aspekten: Sie verdient kein Geld mit Instagram, und sie zeigt die Gesichter ihrer Kinder bewusst nicht.
Kinder steigen heute immer früher in die virtuelle Welt ein. Nicht, weil sie selbst dort ein Profil anlegen, sondern weil Fotos von ihren im Internet geteilt werden. Rechtlich ist das kein Problem, ein Kind muss erst ab dem Alter von 14 gefragt werden, ob ein Foto von ihm veröffentlicht werden darf – sobald daraus eine Beeinträchtigung seiner Interessen droht. Die Entscheidung, zeigen oder nicht, fällen letztlich die Eltern.
"Es steht mir natürlich nicht zu, hier jemandem Vorschriften zu machen. Für meinen Mann und mich ist aber klar, dass wir unsere Töchter nicht kenntlich machen", sagt Katharina Steininger.
Perfekt, unperfekt
Neben der Privatsphäre ihrer Kinder steht für die Zweifachmama die Botschaft ihrer Bilder im Vordergrund. "Mir sind Entschleunigung, Gemütlichkeit, die Naturverbundenheit und die Einfachheit des Seins wichtig. Das sollen auch meine Aufnahmen transportieren – dass es für Kinder nicht viel braucht, um glücklich, langsam und ohne viel Zeug groß zu werden."
Und das ganz normale Alltagschaos? Auch das darf gezeigt werden. "Es geht mir nicht darum, mich als perfekte Mutter zu inszenieren – genauso wenig möchte ich den Eindruck erwecken, dass immer alles einfach ist am Mamasein, das ist es nämlich nicht, es ist ein Knochenjob", sagt die 30-Jährige und lacht. Den überquellenden Wäschekorb räumt sie deshalb manchmal bewusst nicht aus dem Bild. Auch die mit Puzzle-Teilen und Bauklötzen verwüstete Spielecke darf an die Öffentlichkeit.
Zwar möchte Katharina Steininger nicht Zehntausende Mamas im Netz erreichen, der Austausch mit denen, die ihr derzeit folgen, ist ihr dennoch wichtig. "Es ist schön, sich mit Mamas zu unterhalten, die ähnlich ticken und sich Anregungen zu holen, egal ob für die Kinderzimmereinrichtung oder Ausflüge. Vielleicht kann auch ich für die ein oder andere eine Mini-Inspiration sein."
Einstweilen ist ihr Instagram-Kanal ein kleines digitales Tagebuch – mit dem sich ihren beiden Mädchen auch in ein paar Jahren wieder beim Aufwachsen zusehen kann.