Leben

Rassismus im Spital: „Ich fasse es nicht, dass ich im Internet weine“

„Ich fasse es nicht, dass ich gerade im Internet weine“, sagt Mirrianne Mahn, Stadtverordnete für die Fraktion der Grünen in Frankfurt, in die Kamera. Sie trägt ein weiß-blaues Krankenhaushemd, ihre Augen sind verweint, sie wurde vor kurzem operiert.

In einem am Montag veröffentlichten Instagram-Live-Video meldet sich die Lokalpolitikerin mit einer wichtigen Botschaft an ihre Follower.

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„Was ist jetzt mit der Afrikanerin?“

Rassistische Witze von Oberärzten, Antworten in gebrochenem Deutsch und das Gefühl, als Patientin nicht ernstgenommen zu werden: Nach einem Schichtwechsel am Morgen wurde Mahn nach eigenen Angaben von ihrem behandelten Arzt stark rassistisch angefeindet.

Ihr Vorwurf: Sie werde nicht mit ihrem Namen angesprochen, Schmerzmittel bekomme sie erst, wenn sie vor Schmerzen fast kollabiert. Weist sie das Personal darauf hin, dass etwas unbequem ist, kommt als Antwort: „In ihrem Geburtsland würde es Ihnen viel schlimmer geben und Sie wären tot“, berichtet die Politikerin und Aktivistin.

Als sie nicht sicher ist, ob ihre Schmerzen normal seien, antwortet der Arzt, dass Schmerzen natürlich nie normal seien, aber ihre Landsleute hielten ja mehr aus als andere. Mahn erzählt, dass sie sich hilflos fühlt. "In jeder anderen Situation würde ich mir das nicht gefallen lassen."

 

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Rassismus ist ein strukturelles Problem

Kurz nach der Veröffentlichung des Videos hat Mahn nach eigenen Angaben Beschwerde über ihren Arzt eingereicht. Der Fall werde bereits vom Krankenhaus untersucht und die Politikerin nicht mehr von dem Arzt behandelt.

Konkrete Namen möchte Mahn auf Instagram nicht veröffentlichen. „Das Krankenhauspersonal war bis dahin immer aufmerksam und empathisch, und dieser eine Vorfall ist nicht repräsentativ für die gute Behandlung, die ich hier genießen durfte“, schreibt sie auf Instagram.

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Sie betont, dass es für sie nicht um den einzelnen Arzt konkret, sondern das strukturelle Problem hinter Rassismus geht: „Ich sage das nicht, weil ich von euch Mitleid möchte. Ich sage das um eine Sichtbarkeit herzustellen. Ich sage das, weil das der Alltag von so vielen schwarzen Menschen ist“.

„Ich will nur alle anhalten, wenn ihr so etwas mitbekommt, wie zum Beispiel mit eurer Zimmernachbarin gesprochen wird: Seid sensibel, supportet die Leute. Das ist einfach scheiße in dieser hilflosen Situation, wenn man so untergeordnet ist, sich selbst zu wehren" sagt sie abschließend an ihr Publikum.

Eine starke Stimme für Minderheiten

Als Referentin für Diversitätsentwicklung setzt sich Mahn für die Rechte von People of Colour ein. Erst vor wenigen Wochen sorgte die Frankfurterin für Schlagzeilen, als sie die Verleihung des Friedenspreises unterbrach und den Umgang der Messe mit rechtsextremen Verlagen kritisierte. Nach ihrem Auftritt wurde die Lokalpolitikerin mehrfach Opfer von übelsten rassistischen Anfeindungen.