Tiercoach: Reptilienbesitzer müssen Sachkundekurs absolvieren
Von Hedwig Derka
Reptilien mögen es von Natur aus warm. Bartagamen etwa fühlen sich bei Temperaturen zwischen 25C und 32C wohl. Ein heißes Plätzchen unter der UV-Lampe soll sogar auf 50C aufheizen. Königsschlangen wiederum schätzen mindestens 27 Grad im Terrarium. Der Stromverbrauch ist auch bei der Haltung von Fischen und Schildkröten hoch. In der Energiekrise wird er mitunter unleistbar. Tierschutzeinrichtungen verzeichnen bereits eine vermehrte Abgabe exotischer Haustiere.
"Als Tierärztin sehe ich die Entwicklungen erst mit Verzögerung. Gerade Reptilien werden bei guter Haltung relativ gesund alt", sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach appelliert, sich die Anschaffung von Exoten in Zeiten wie diesen besonders gründlich zu überlegen. Seit Beginn des Jahres gelten in Wien zudem verschärfte Gesetze. Potenzielle Besitzer von Reptilien, Amphibien und Papageienvögeln müssen vorab einen Sachkundenachweis erbringen (www.exoten-kunde.at).
"Eigentlich bestehen längst bundesweit strenge Bestimmungen für die Haltung von Exoten", sagt Reitl. So schreibt das Tierschutzgesetz für ganz Österreich z. B. vor, dass schon vor dem Kauf eines Reptils "Kenntnisse über die Biologie und die sich daraus ergebenden Haltungsanforderungen erworben werden" müssen. Auch eine Meldepflicht ist in Kraft. Wien geht nun seit 1. Jänner einen Schritt weiter. Künftige Halter exotischer Wildtiere müssen hier – vergleichbar dem Hundeführschein – einen Sachkundekurs von mindestens vier Stunden absolvieren; Kostenpunkt: 40 Euro. Die Bestätigung ist der MA 60 (www.wien.gv.at) vor der Anschaffung von u.a. Ara, Axolotl oder Boa vorzulegen.
Schließlich sollen Besitzer in spe rechtzeitig über die Besonderheiten der anspruchsvollen Tiere informiert sein.
"Stille Leid der sensiblen Wildtiere verhindern"
"Jede Vorschrift ist nur so gut wie ihre Kontrolle", gibt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn zu bedenken. Sie plädiert für eine österreichweite Regelung und eine strenge Überprüfung. Dafür müsste es genügend Amtstierärzte mit Spezialwissen geben. Ausgefallene Arten haben mitunter ausgefallene Vorlieben. Der Verwaltungsaufwand darf die gute Absicht keinesfalls in den Hintergrund drängen. Nicht zuletzt werden Umsetzung und Erfolg an den ausgewiesenen Experten, die die Sachkunde-Kurse leiten, liegen.
Der zuständige Wiener Tierschutzstadtrat jedenfalls will das "stille Leid der sensiblen Wildtiere verhindern". Wer deren Besitz nicht bei der Behörde anzeigt, riskiert eine Strafe von bis zu 3.750 Euro.
"Es bleibt abzuwarten, ob das neue Gesetz die Tierhaltung verbessert", schließt der KURIER-Tiercoach: "Es könnte auch das Gegenteil bewirken, wenn die Haltung verheimlicht wird und die Tiere nicht zum Arzt gebracht werden."
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