Leben/Gesellschaft

Tiercoach: Eine Lücke im Gebiss ist besser als ein Loch im Zahn

Es könnte an einem Mangel an Sonnenlicht liegen oder an einer Störung des Kalziumstoffwechsels, eventuell sind Hormone verantwortlich oder gar Futtermittel. Nicht zuletzt steht die Entwicklung von Zahnstein in Kombination mit einer bakteriellen Veränderung im Maul in Verdacht: „Die Ursache für FORL ist noch nicht geklärt“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Auch wenn das Warum offen ist, das Wie steht fest: Die Feline odontoklastische resorptive Läsionen entsteht letztlich durch körpereigene Zellen – die Odontoklasten –, die zur Entkalkung der Zahnsubstanz führen. Der KURIER-Tiercoach beschreibt die Symptome der häufigen Katzenkrankheit und erklärt, was Patienten am besten hilft.

Katzen kommen zahnlos zur Welt. Ihr fertiges Gebiss besteht aus vier Eck-, zwölf Schneide- und 14 Backenzähnen. Das Werkzeug im Maul bleibt auch funktionstüchtig, wenn wegen FORLs ein Loch im empfindlichen Zahnhals oder an der Krone keinen Schutz mehr für die Wurzel bietet.

Fressverhalten

„Katzen sind Schlinger. Sie fressen lange gut, weil sie wenig beißen. Halter bemerken das Problem daher relativ spät“, sagt Reitl. Erst wenn der Vierbeiner sein Fressverhalten ändert, mehr Speichel produziert oder schmerzbedingt still sitzt, wird das Leid augenfällig. Ebenso kann Kieferklappern ein Anzeichen sein. Der Veterinärmediziner entdeckt FORL meist beim jährlichen Routine-Check. Bei unsicherer Diagnose zeigt ein Röntgen, was unter dem Gewebe verborgen liegt. Das bildgebende Verfahren gibt zudem Aufschluss, ob ein chirurgischer Eingriff notwendig ist und wie schwer die Operation wird. Das Röntgen gilt als Goldstandard, nicht jeder kann bzw. muss es sich leisten.

„Zunächst kann man versuchen, den betroffenen Zahn mit Fluorlack zu behandeln. In der Regel muss der Zahn aber raus“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Ein Herumdoktern führe selten zum Erfolg und verlängere nur das Leid des Patienten. Ist der Zahn gezogen, tritt sofort Besserung ein und die starken Schmerzen haben ein Ende. Da Katzen über einen sehr harten Gaumen verfügen, können sie Trockenfutter weiterhin kauen. Selbst Freigänger schränken Zahnlücken beim Jagen kaum ein, die Eckzähne sind am spätesten von FORL betroffen. Damit bleibt auch die Zunge im Maul an ihrem Platz.

Weit verbreitet

„FORL ist leider sehr weit verbreitet“, sagt der KURIER-Tiercoach. Manche Schätzungen gehen davon aus, dass jede zweite Katze im Laufe ihres Lebens erkrankt. Häufig beginnt das Problem bereits in jungen Jahren. Auch Vierbeiner mit rotem Fell sind oft betroffen. Da die Ursache bisher noch nicht restlos geklärt ist, können Katzen nicht gezielt vor FORL geschützt werden. Zahnhygiene schadet auf keinen Fall, sie baut zumindest anderen Erkrankungen des Gebisses vor. Hedwig Derka