Leben/Essen & Trinken

Grillfleisch-Check: Sonderangebote fast immer zu Lasten von Tieren

Schnell in den Supermarkt düsen und zu einer Fleisch-Rabattaktion greifen: Eine aktuelle Analyse des Grill-Sortiments in den Flugblättern der heimischen Supermärkte zeigt, dass Aktions-Fleisch fast immer aus konventioneller Tierhaltung mit niedrigen Tierwohl-Standards stammt.

Die Umweltschutzorganisation WWF nahm im Zeitraum vom 24. April bis zum 25. Mai 2023 das Grill-Sortiment unter die Lupe: Von den 194 Fleischprodukten im Sonderangebot waren nur vier Prozent Bio - ein Viertel des Angebots kam zudem gar nicht aus Österreich. Besonders häufig wird konventionelles Schweinefleisch und Geflügel verbilligt angeboten.

Die Österreichische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt einen Konsum von maximal 23,4 kg Fleisch pro Jahr. Die österreichische Bevölkerung hat im Jahr 2021 allerdings 58,9 Kilo Fleisch pro Kopf - also mehr als zweimal so viel - gegessen.

Da generell nur jedes zehnte beworbene Grillprodukt in den Flugblättern vegetarisch oder vegan war, fordert der WWF ein Umdenken von den Supermärkten und der Politik: "Österreich liegt mit seinem Fleischkonsum im EU-Spitzenfeld und weit über den Gesundheitsempfehlungen. Dennoch wird konventionelles Fleisch massiv beworben, während Anreize für Alternativen großteils fehlen. Das erschwert eine klimafreundliche und gesunde Entscheidung", sagt Pegah Bayaty vom WWF.

Mehrwertsteuer auf Gemüse senken

Zur Fütterung von konventionell gehaltenen Tieren wird meistens importiertes Soja verwendet, für das weltweit artenreiche Lebensräume wie tropische Regenwälder zerstört werden. "Österreich importiert jährlich rund 500.000 Tonnen Soja aus Südamerika, um den Hunger auf Fleisch zu decken. Würden wir unseren Konsum nur um ein Fünftel reduzieren, könnten wir den Bedarf aus heimischem Soja decken."

Neben dem Einzelhandel sieht der WWF die Politik gefordert: "Aufgrund der hohen Teuerung sollte die Bundesregierung die Mehrwertsteuer für Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte streichen und ein Maßnahmenpaket für eine Ernährungswende vorlegen. Bisher passiert hier zu wenig.”

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten schließt sich der Kritik an: "Billige Preise für tierische Lebensmittel üben enormen Druck auf den Markt aus und tragen dazu bei, langfristig schlechte Haltungsbedingungen von Tieren einzuzementieren."