Leben/Gesellschaft

Elternmagazin verstört mit Schockfotos

Wir liefern den Text, wenn Ihnen die Worte fehlen - dieser Slogan ziert seit einiger Zeit Werbebilder von jugendlichen Mädchen, die sich halbnackt mit dem Handy fotografieren (Sexting), Burschen, die die Hand zum Hitlergruß strecken oder einem Mitschüler die Haare anzünden.

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Die Kampagne stammt von der Agentur "Jung von Matt" und wurde für das Schweizer Elternmagazin "Fritz+Fränzi" gestaltet. Schon in der Vergangenheit erregte das Magazin durch provokante Werbemotive (siehe Bildergalerie) die Gemüter. Mit den Schockfotos der Jugendlichen ist ihnen nun auch die Aufmerksamkeit in Amerika gewiss. Das US-Magazin "Business Insider"zeigte sich empörtund wirft den Machern unangemessene Provokation vor.
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KURIER-Familycoach Martina Leibovici-Mühlberger sieht die Kampagne sehr kritisch. "Solche Bilder sind diffamierend und schwer daneben. Ich finde es unfair, wenn Jugendliche so schlecht dargestellt werden und man ihnen den schwarzen Peter zuschiebt. Hier wird ihnen ein neagtives Etikett aufgeklebt."

Authentisch

Die Agentur hat hingegen einen anderen Zugang. Auf Nachfrage des Magazins W&V meinte Jung von Matt-Kreativchef Alexander Jaggy: "Die Realität ist leider oft schockierend. Und da wir authentisch kommunizieren wollen, haben wir uns entschieden, authentische Bilder zu zeigen. Gerade das 'Sexting', also die private Verbreitung erotischen Materials über Smartphones, ist ein sehr aktuelles Teenager-Thema".

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Dass es Jugendliche gibt, die sich schwer auffällig verhalten oder nicht verantwortungsbewusst mit Smartphones umgehen, steht für die Familienexpertin außer Zweifel. Es handelt sich, aber um einen kleinen Anteil, so Leibovici. Sie ist überzeugt, dass ganz andere Interessen dahinter stecken: "Hier werden Geschäfte auf den Rücken von Jugendlichen ausgetragen. Noch dazu sehr unkreativ, weil sie auf das alte Sex-Sells Prinzip zurückgreifen."

Kreativchef Jaggy verteidigt die Kampagne damit, dass es Themen sind "mit denen Jugendliche ständig in Kontakt sind und sich Eltern zwangsläufig auseinandersetzen müssen". Leibovici findet, dass es Themen sein sollten, die aus der Erwachsenengesellschaft kommen und mit denen sich Jugendliche und Eltern auseinandersetzen müssen. "Nehmen wir das Beispiel Tablets und Smartphones. Vielen Kindern fehlt der verantwortungsvolle Umgang. Das liegt daran, dass Eltern nicht informiert sind und ihre Kinder damit sich selbst überlassen. Aber jedes Werkzeug muss verantwortungsvoll geführt werden. Wir bringen unseren Kindern ja auch bei wie man mit einem Messer umgeht."

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