Leben/Gesellschaft

„Ein einziger Lehrer kann das Leben eines Kindes verändern“

Die Schule von Rainer Graf ist eine Leuchtturm-Schule: „Wir sind seit Jahren ein Schulversuch und haben alles auf den Kopf gestellt. Kurz: Unsere Stunden dauern 40 Minuten, an drei Tagen haben die Schüler Zeit, in der dritten und vierten Stunde selbstständig zu lernen.“

So gut kann Schule funktionieren, wenn sich engagierte Pädagogen kreativ gegen die Behäbigkeit im System wehren. Was machen sie anders? Sie stellen das Kind in den Mittelpunkt.

 

 

Mit 12 von ihnen hat der KURIER einen Bildungsbeirat auf die Beine gestellt. Profis aus der Praxis, die wissen, wo die Probleme liegen, die sie benennen und aufzeigen, was möglich ist. „Seit 30 Jahren werden in Österreich dieselben Probleme im Bildungsbereich beklagt. Wir wollen mit unserem Bildungsbeirat klare Ansagen machen“, erklärt KURIER-Chefredakteurin Martina Salomon. Die Überlegungen der Pädagogen abseits von Parteipolitik und den Gräben zwischen Schultypen wird der KURIER regelmäßig veröffentlichen. Die Experten sind Inputgeber und Gastkommentatoren.

Das sind die Mitglieder

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Jetzt benennen sie provokant jene Themen, bei denen dringend Handlungsbedarf besteht. Eine Zusammenfassung :

- Mittelschulen (NMS): Sie werden – vor allem in den Städten – zu Restschulen. Die Eltern wollen ihr Kind nicht dorthin schicken, und Lehrer unterrichten lieber in einer AHS. Selbst Mittelschulen, die sich gut entwickeln, gelten als Brennpunktschulen.

- Schnittstellen: Der Druck, später in ein Gymnasium gehen zu können, wirkt sich schon auf die Kleinsten aus. Bereits in der 2. Klasse Volksschule gilt ein Dreier im Zeugnis als „Katastrophe“.

- Unterstützungspersonal: In keiner Schule im Ausland ist der Direktor das Mädchen für alles, sondern es gibt Unterstützungspersonal. Doch ohne Beratungslehrer oder Sozialarbeiter sind die heutigen Herausforderungen nicht zu bewältigen.

- Elternarbeit: Die Eltern sind heute oftmals hilfloser als früher. Da bräuchte es aufsuchende Elternarbeit wie in Skandinavien üblich.

- Soziale Schere: Die Niveauunterschiede sind groß. Die Ursachen liegen aber weniger im mangelnden Deutsch als im sozialen Hintergrund der Familie. Was Eltern ihren Kindern nicht vermitteln, kann keine Schule aufholen.

- Elementarpädagogik: Kinder kommen mit zwei Jahren Rückstand ins verpflichtende Kindergartenjahr. Das kann man unter den jetzigen Bedingungen nicht aufholen.

- Autonomie:Am Standort kann zwar theoretisch viel entschieden werden – wie etwa Zweige (z.B. Medien und Kommunikation), doch die Umsetzung wird durch Regelungen erschwert.

- Freie Schulwahl: Die Gemeinden verhindern meist, dass Kinder die Pflichtschule im Nachbarort wählen können.

- Lehrerauswahl: Mittlerweile ist es zwar meist kein Problem für Direktoren, den Wunschlehrer zu bekommen. Allerdings kann man Ungeeignete kaum loswerden.

- Lehrerausbildung:Das Unterrichtspraktikum wurde abgeschafft.

- Wertschätzung: In den Systemdebatten geht unter, was wesentlich ist: Wie Direktoren, Lehrer, Kinder und Eltern miteinander umgehen.