Leben/Gesellschaft

Der Luisa-Code soll Frauen vor Belästigung schützen

Wenn Frauen sich bei einem Date bedrängt bzw. belästigt fühlen, hilft ihnen mancherorts in Deutschland ein bestimmter Code: "Ist Luisa hier?" Mit dieser Frage können sich Besucherinnen an das Barpersonal wenden, um diskret Hilfe zu erhalten. Die Präventionskampagne gegen sexuelle Gewalt startete Ende 2016 in Münster, mittlerweile beteiligen sich etwa 40 Orte in Deutschland und zwei in der Schweiz.

"Sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum ist ein sehr großes Thema für Frauen", sagte Lea Goetz von der Luisa-Koordinierungsstelle in Münster. Möchte ein Club bei der Kampagne mitarbeiten, wird das Personal geschult, um den Frauen Handlungsmöglichkeiten aufzeigen zu können. Wichtig ist laut Goetz "ein guter Rückzugsort, dass die Frau ein bisschen Ruhe für sich hat". Das könnte der Aufenthaltsraum des Personals sein. Dort könnte sich die Frau etwa ein Taxi rufen, Freunde oder die Polizei kontaktieren.

Plakate auf der Damentoilette weisen Lokale als Luisa-Partner aus, Infos über Beteiligte liefern auch die Webseiten der Frauennotrufe. Luisa ist vielerorts einer von mehreren Präventionsbausteinen, die Palette reicht von der Aufklärung über K.o.-Tropfen bis hin zum Einsatz von Partyguides. Das Gros kann nur mit Spenden realisiert werden.

Kritik an "Luisa-Code" und Co.

Der "Luisa-Code" ist nicht die erste Initiative, die Vergewaltigung in Fortgeh-Settings vorbeugen soll. In der Vergangenheit wurden immer wieder Produkte entwickelt, wie beispielsweise ein Anti-Vergewaltigungsnagellack, die Frauen vor sexualisierter Gewalt schützen sollen. Eine US-Studentin entwickelte vor wenigen Monaten "KnoNap" - eine Serviette mit der man Getränke auf Drogen testen und den Trinker oder die Trinkerin so alarmieren kann (mehr dazu hier). In den USA haben Schülerinnen vergangenes Jahr einen Strohhalm entwickelt, der anzeigt, ob sich K.-o.-Tropfen im Getränk befinden (mehr dazu hier). In Lokalen auf der ganzen Welt werden seit geraumer Zeit sogenannte "Angel Shots" serviert. Bei dem Getränkenamen handelt es sich um einen Code, den Frauen, die sich in Gesellschaft eines anderes Gastes oder ihres Rendezvous unsicher fühlen, verwenden können (mehr dazu hier).

Die Kritik an diesen Innovationen lautet, dass sie nicht die Ursache, also den Täter, sondern das Opfer in den Fokus stellen. Dadurch würde der Etablierung der Täter-Opfer-Umkehr Vorschub geleistet und Victim Blaming unterstützt. Dabei handelt es sich um eine Verhaltensweise innerhalb der sogenannten Rape Culture (zu Deutsch: Vergewaltigungskultur), die sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung nicht nur weitgehend toleriert und duldet, sondern auch die Verhinderung von Vergewaltigungen als Aufgabe der Opfer sieht. Damit einher geht die Verharmlosung des Missbrauchs an sich und die Herabsetzung Betroffener oder potentieller Opfer zu Sexualobjekten, was auch als Victim Shaming bezeichnet wird.