Axels Terrasseneintopf: Zu Besuch bei der Pflanzenflüsterin
Von Axel Halbhuber
Ein Erfolgsgeheimnis wird meist dort vermutet, wo es kein Geheimnis gibt. Erfolg ist schlussendlich meist nur eine Frage von Schweiß und Fleiß. Erfahrung hilft auch, das ist beim Hirscher Marcel nicht anders als bei der Pfeifer Anni. Die kann zwar nur durchschnittlich gut Ski fahren, aber besser mit Pflanzen umgehen als der Marcel.
Aber wie der Hirscher stapelt auch die Anni tief: „Es gedeiht einfach alles“, sagt sie und enttäuscht uns flehende Hobbygartler, die wir stets die Geheimzutat für Gedeih und gegen Verderb suchen. Licht, Luft, Erde, Gießen, ... was lässt Annis Grün im weinviertlerischen Mariathal so üppig wachsen?
Im dicht bewachsenen Wintergarten gibt die Neo-Pensionistin (davor war sie Krankenschwester auf der Krebsambulanz) zögerlich zu, dass viele sie „Pflanzenflüsterin“ nennen. Der Wintergarten gehört zum Erfolg. „Im Sommer ist er fast leer, da sind die meisten Pflanzen unter der Tanne im Garten (also hell, aber beschattet) und fühlen sich wohl. Im Winter heizt er sich tagsüber auf gut 21 Grad auf, bei Sonne mehr, aber nachts geht es auf 8 bis 10 Grad runter.“
Das ist doch ein kleiner Tipp: Viele (Zimmer)Pflanzen mögen Schwankungen, weil es bei ihnen daheim (oft Mexiko) am Tag sehr heiß, und in der Nacht sehr kalt wird. Das erklärt, wie die Anni seit Jahren den Weihnachtsstern durchbringt. Wie wichtig das Kalt-Warm für die Blühfreude ist, beweist Annis Blüten-übersäter Geldbaum – für sie kaum der Rede wert: „Der blüht jedes Jahr.“
Da ist sie auf die unscheinbaren Blüten der Grünlilien schon stolzer (die sieht man auch nicht so oft). Die vielen Kindeln (Ableger), die sich bei solch perfekten Bedingungen mannigfaltig bilden, bricht Anni „einfach immer ab und stecke sie in die Erde“. An vielen kleinen Topferln im Wintergarten sieht man, dass Anni das Vermehren generell mag: „Beim Oleander schneide ich einen Trieb ab und stecke ihn in eine Bierflasche – weil die dunkel ist. Wenn dann Wurzeln ausgetrieben sind, einfach in ganz normale Erde stecken.“ Alles ganz normal, alles ganz einfach – Pragmatismus als Rezept.
Viel Gefühl
Der wahre Star steht im Eck von Annis Wintergarten. Die „Dreikantige Wolfsmilch“ (die wie ein Kaktus aussieht, aber keiner ist, Sie erinnern sich) hat sie „seit 20 Jahren, da war sie so groß“. Anni zeigt die Größe eines Gartenzwergs. „Jetzt stößt sie ständig an die Decke. Jeder, der sie schön findet, bekommt gleich einen Ableger.“ Die schneidet Anni immer ganz gerade ab, lässt sie über Nacht liegen, damit die Wolfsmilch abtrocknet, und steckt sie „in ganz gewöhnliche Erde – nicht die billigste, nicht die teuerste.“ Umgetopft wurde der stachelige Riese im kleinen Topf seit Jahren nicht – „das ist so eine Prozedur“.
Gegossen und gedüngt wird er, wie all ihre Pflanzen, sehr reduziert. „Einmal in der Woche geh ich durch und jede Pflanze kriegt halt ein bisserl Wasser. Als Dünger nehme ich nur Kaffeesud, sonst nichts.“ Es muss also doch am Klima hier liegen, Anni lüftet einmal pro Tag durch – „das bisserl Zugluft tut ihnen nix“. Ganz am Schluss lässt sie doch was raus: „Es ist die Liebe zu den Pflanzen. Vielleicht sprichst du nicht mit ihnen!?“ Ah ja.
Wer das Geheimnis seines Pflanzenerfolgs teilen möchten, melde sich bitte: axel.halbhuber@kurier.at