Anonymes Christkind: Von Engerln, Bengerln und Wichteln
Von Julia Pfligl
„Spielen wir heuer Engerl-Bengerl?“ Eine Frage, auf die es eigentlich nur zwei Reaktionen gibt: totale Euphorie und genervte Gesichter. Ja, die vorweihnachtliche Tradition stößt nicht überall auf Begeisterung, dabei hat sie einen schönen Grundgedanken: Man bedenkt einen Menschen, dem man normalerweise nicht so nahe steht, mit einer liebevoll ausgewählten Aufmerksamkeit (so die Theorie) und ist auch sonst ein bisschen freundlicher als den Rest des Jahres.
Das Prozedere ist bekannt: Innerhalb einer Gruppe – Arbeitskollegen, Sportverein, Freundeskreis – zieht jedes Engerl ein Bengerl, das es bei einer Weihnachtsfeier oder im Laufe des Advents zu beschenken gilt (mittlerweile erledigen das Ziehen eigene Apps oder die Website www.wichtel-o-mat.de).
Bis nach der Geschenkevergabe herrscht strengste Geheimhaltung, die Identität des Engerls wird erst nach Öffnen des Packerls gelüftet. In Deutschland heißt das Spiel „ Wichteln“, angelehnt an die nordische Sagengestalt, die heimlich Gutes tut; in den USA „Secret Santa“ (geheimer Weihnachtsmann, Anm.). Vorgemacht haben es die Schweden: Beim „Julklapp“ (bedeutet übersetzt ganz einfach „Weihnachtsgeschenk“) tauscht man am Julfest traditionell kleine Pakete aus.
Eine spaßige Variante, die Budget und Umwelt schont, ist das „Schrottwichteln“: Statt etwas Neues zu kaufen, sucht man zu Hause nach hässlichen, kuriosen oder unnützen Gegenständen und verschenkt sie. Funktioniert jedoch nur in humorerprobten Gruppen.