Kultur

Wiener Symphoniker und Staatsoper trauern um Georges Pretre

Als "Klangzauberer ohnegleichen" und "wirklichen Freund unseres Orchesters" bezeichnete der Intendant der Wiener Symphoniker, Johannes Neubert, den am Mittwoch in Frankreich verstorbenen Stardirigenten Georges Pretre. Sein Tod wird "eine große Leere hinterlassen", so Staatsoperndirektor Dominique Meyer am Donnerstag in einer Aussendung. Mit beiden Institutionen war der 92-Jährige eng verbunden.

Pretre dirigierte insgesamt 326 Konzerte und Aufführungen der Wiener Symphoniker zwischen 1962 und 2016. Zuletzt stand der Ehrendirigent und frühere Erste Gastdirigent (1986 bis 1991) des Klangkörpers an zwei Abenden im vergangenen Herbst am Pult des Wiener Musikvereins.

"Es war ein intensives Gefühl von Wehmut und tiefer Dankbarkeit im Orchester spürbar, als am 12. Oktober im Wiener Musikverein der letzte Ton unseres Konzerts verklungen war", so Orchestervorstand Thomas Schindl. "Pretres einzigartiger Dirigier-Stil, sein außergewöhnliches Gespür für intuitive, spontane musikalische Gestaltung haben das Orchester immer wieder zu absoluten Höchstleistungen angespornt", betonte Neubert.
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An der Wiener Staatsoper gab Pretre bereits 1962 sein Debüt, bis Anfang der 1990er-Jahre folgten 35 weitere Abende im Haus an der Wiener Ringstraße. Sein letzter Auftritt an der Staatsoper war 2012 die musikalische Leitung der Eröffnung des Wiener Opernballs.

"Ich persönlich behalte die Erinnerung an einen großen Musiker und ewig Junggebliebenen, dessen Enthusiasmus und Wärme niemals verblichen", so Meyer über den Dirigenten, der auch in hohem Alter "unglaubliche Energie und einem großen Enthusiasmus" versprühte. "Uns verband die Liebe zu Wien, einer Stadt, der er sehr verbunden war und über die er stets mit Leidenschaft sprach, denn Georges war ein leidenschaftlicher Mensch", erinnert sich der Staatsoperndirektor.

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"Verstand es, durch Emotionalität Musik zu erzeugen"

Als "Meister der musikalischen Intellektualität" und einen, "der es verstand, Emotionalität durch Musik zu erzeugen", würdigte Kulturminister Thomas Drozda Georges Pretre. Mit dem Tod des mit Österreich eng verbundenen Stardirigenten verliere die "Musikwelt einen ihrer wichtigsten Vertreter des 20. Jahrhunderts".

"In allen Musikmetropolen der Welt zu Hause stand er für eine besondere Musiksprache, in der sich europäische Traditionen verbanden. So auch in Wien, wo er seine enge Verbundenheit mit dem Wiener Musikverein, den Wiener Symphonikern und den Wiener Philharmonikern stets pflegte", hieß es am Donnerstag in einer Aussendung.

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Letztere waren mit Pretre über fünf Jahrzehnte hinweg verbunden, so Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer. Bereits im Jahr 1963 gab der Dirigent sein Debüt am Pult des Klangkörpers. Er habe das Orchester "bei jedem unserer gemeinsamen Konzerte herausgefordert". Besonders in Erinnerung blieben die "ausgereiften, wunderbaren Neujahrskonzerte 2008 und 2010" sowie das von Pretre geleitete Sommernachtskonzert in Schönbrunn im Jahr 2008, wie Großbauer hervorhob. 2013 dirigierte der Maestro das Orchester zum letzten Mal. "Mit seinem Charme und seiner Liebenswürdigkeit bezauberte Georges Pretre sowohl uns als auch das Publikum auf einzigartige Weise", so der Philharmoniker-Vorstand. Auch der FPÖ-Kultursprecher Walter Rosenkranz würdigte Pretre als "großen Dirigent, der Österreich stets sehr zugetan war".

Legendär: Pretre beim Neujahrskonzert 2010

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Bereits am Samstag (7. Jänner) steht die Ö1-Sendung "Apropos Musik" im Zeichen des Ablebens von Georges Pretre (15.05 Uhr). Tags darauf zeigt ORF 2 das Porträt "Georges Pretre - Dirigent und Grandseigneur" (9.30 Uhr). Im Spatenkanal ORF III folgt am Sonntagabend das 2014 entstandene Künstlergespräch "In memoriam Georges Pretre" (19.40 Uhr).