Kultur

Wegen Horten-Auktion: Museum in Tel Aviv sagt Konferenz mit Christie's ab

Das Tel Aviv Museum in Israel hat eine für Dezember geplante Konferenz zum Thema "Reflecting on Restitution" ("Nachdenken über Restitution") platzen lassen. Denn der Umstand, dass Christie's die Juwelensammlung der Milliardärin Heidi Horten mit einem Gesamterlös von 202 Millionen US-Dollar versteigerte, hatte insbesondere innerhalb Israels für heftige Kritik gesorgt.

Dass Hortens Ehemann Helmut Horten während der NS-Zeit von "Arisierungen" jüdischer Kaufhäuser profitiert hatte, war in Österreich im Vorfeld der Eröffnung des "Horten Collection" - die übrigens mit dem Auktionserlös langfristig abgesichert werden soll - breit diskutiert worden. Horten selbst gab noch zu Lebzeiten ein Gutachten zur Aufarbeitung in Auftrag (sie starb 2022). Christie's hatte die Geschichte von Hortens Reichtum in den Ankündigungen zur Auktion allerdings nicht thematisiert - erst nach Presseberichten tat man dies.

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"Faire und gerechte Lösungen"

Die nunmehrige Veranstaltungsreihe, die vom globalen Auktionshaus Christie's getragen wird, soll dem 25. Jahrestag der Verabschiedung der so genannten "Washingtoner Prinzipien" gedenken. Die 1998 formulierte Übereinkunft, deren Unterzeichner sich zu aktiver Provenienzforschung und "fairen und gerechten Lösungen" zur Aufarbeitung des Kunstraubs durch die Nationalsozialisten verpflichteten, hatte enorme Bewegung in globale Restitutionsbemühungen gebracht. Sie brachte auch Bewegung in den Kunstmarkt, denn zahlreiche hochrangige Werke, die an Erbengemeinschaften zurückgegeben wurden, kamen zur Auktion.

Jüdische Aktivisten und Opferverbände kritisierten die Auktion dennoch und traten nun an das Museum mit der Aufforderung heran, die Konferenz abzusagen. Diese würde "innerhalb des jüdischen Status Holocaust-Profiteuren eine Platform bieten, ihre Beute zu rechtfertigen", schrieb etwa die "Holocaust Survivors Foundation USA". Laut der israelischen Nachrichtenagentur JTA wurde auch ein Interessenskonflikt zitiert, weil ein Christie's-Funktionär auch eine Funktion in einem Freundesverein des Museums innehabe. Er sei aber nicht in die Planung des Events involviert gewesen.

Am Sonntag sagte das Museum schließlich, dass es die Konferenz nicht abhalten würde. Es wäre die letzte in einer Reihe von Veranstaltungen gewesen, die auch in Berlin, London und New York angesetzt waren bzw. sind. Im Frühjahr war u. a. der Anwalt  Randol Schoenberg, einer der wichtigsten Akteure bei der Restitution der "Goldenen Adele" und anderer Klimt-Gemälde aus der ehemaligen Sammlung Bloch-Bauer aus dem Belvedere, zu einer Veranstaltung in Wien geladen gewesen.