Kultur

Harmonisch unharmonisch: Film über Beach Boys

Die Beach Boys – das waren die Brüder Brian Wilson, Dennis Wilson und Carl Wilson, ihr Cousin Mike Love und ihr Freund Al Jardine – haben in den 60er- und 70er-Jahren eine Fantasie von einem Leben im Dauerurlaub in heitere Popsongs und Videos gegossen, in denen stets die Sonne scheint, die Mädls (sexy) in Bikinis herumlaufen und jeder Typ am Strand ein Waschbrett und ein frisch gewachstes Surfbrett mit sich herumträgt.

„The Beach Boys“, so der schlichte Titel der Doku, steht beim Streamingdienst Disney+ zum Abruf bereit. Der Film versteht sich dabei in erster Linie als eine Hommage, eine Würdigung der US-Kultband und ihrer Musik. Von einem Märchen kann allerdings keine Rede sein, denn negative Aspekte werden nicht unter den Teppich gekehrt. Das wäre auch etwas schwierig gewesen, denn es gab in der langen Karriere der Beach Boys – um einen ihrer großen Hits zu zitieren – nicht immer nur „Good Vibrations“. Lange Zeit waren nur ihre Songs von Harmonie geprägt, während sich die Bandmitglieder gegenseitig verklagten. Dazu kam noch die toxische Beziehung zu Murry, dem Vater der Wilson-Brüder, der seine Söhne nicht nur managte, sondern auch hinterging und missbrauchte.

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Nostalgie

Die von Frank Marshall zusammengestellte Doku hat für Kenner und Liebhaber dieser Band relativ wenig Neues zu bieten. In den zwei Stunden geht es ausschließlich nostalgisch zur Sache, werden Sehnsüchte befriedigt. Neben Leadsänger Love, der inzwischen die Namensrechte hält, und Bruce Johnston (81), mit dem er bis heute als „The Beach Boys“ Konzerte gibt, kommen noch Brian Wilson (81) und weitere ehemalige Bandmitglieder sowie verschiedene Weggefährten zu Wort. Die zu früh gestorbenen Brüder Dennis und Carl sind in Archiv-Interviews zu hören, Musikstars wie Lindsey Buckingham von Fleetwood Mac erinnern sich. 

„The Beach Boys“ ist ein gutes Beispiel für die Diskrepanz zwischen Mythos und Wirklichkeit.