Kultur

Teuerstes Gemälde mit Ramschstatus: "Salvator Mundi" wird zum NFT

Erinnnern Sie sich noch an NFTs? Die Technologie der so genannten "Non-Fungible Tokens" - vereinfacht gesagt digitale Echtheitszertifikate - war 2021 in aller Munde. Danach wurde es eher still um das Format, das kurzzeitig für finanzielle Höhenflüge  gesorgt hatte, angeführt von einem Rekordergebnis von 69 Millionen US-Dollar für ein Werk des US-Künstlers Beeple.

Mehr zum Thema: NFT-Kunst zwischen Millionendeals, Merchandising und Museumssälen

Freilich werden nach wie vor Territorialansprüche im digitalen Raum geltend gemacht, auch mithilfe der NFT-Technologie. Laut Art Newspaper wird nun das bisher teuerste Gemälde der Welt auf diese Weise aktiviert: "Salvator Mundi", das Leonardo da Vinci zugeschriebene Christusbild, das 2017 bei einer Auktion um 450 Millionen US-$ den Besitzer wechselte, soll demnach ab dem 12. August als NFT verfügbar sein.

Hinter der Aktion steht die Agentur Bridgeman Images, die sich auf die Reproduktion klassischer Werke der Kunstgeschichte spezialisiert hat. Zwar sind Werke wie "Salvator Mundi" - und alle anderen Bilder, deren Urheber mehr als 70 Jahre tot sind - eigentlich "gemeinfrei" und dürfen ohne Gebühr reproduziert werden - hochqualitative Abbildungen davon sind allerdings sehr wohl eigene Schöpfungen der jeweiligen Fotografinnen und Fotografen, die diese anfertigen und können - für Kataloge, Medienberichte etc. - gehandelt werden.

Bridgeman kooperiert bei hochkarätigen Werken nun mit der Agentur ElmonX. Werke wie die Mona Lisa, Van Goghs "Sternennacht" oder Auguste Rodins "Höllenpforte" wurden auf diesem Weg in limitierte Editionen umgewandelt.

Herabgestuft

Auch mehrere Museen haben bereits versucht, auf diesem Weg aus ihren unveräußerlichen Schätzen Kapital zu schlagen. Das Wiener Belvedere war mit dem "Kuss" von Gustav Klimt vorne dabei. Der Ausgabepreis von 1850 Euro pro NFT wurde allerdings am Sekundärmarkt nicht mehr erreicht, viele der 10.000 "Schnipsel" blieben unverkauft, wie eine Recherche der KURIER-Futurezone ergab.

Eine von ElmonX und Bridgeman herausgegebene Mona Lisa in spezieller "Artist Proof"-Edition ist auf der Plattform OpenSea.io dagegen um 3,7 Ether - rund 6.180 und damit deutlich mehr als der Ausgabepreis - gelistet. Welchen Kurs der "Salvator Mundi" am Digitalmarkt nimmt, ist abzuwarten.

Die Frage, wie hoch der Gewinn oder Verlust bei einem Wiederverkauf des realen Gemäldes wären, ist indes fast noch spannender. Seit der Auktion im Jahr 2017 verstummten Zweifel an der Zuschreibung nie, ebensowenig wie Spekulationen, wo sich das Gemälde denn befinde. Ein Bericht, wonach sich das Bild auf einer Yacht des  saudischen Prinzen Mohammed bin Salman befinde, wurden offiziell nie bestätigt.