Kolumnen/Wir schauen Fern

Serengeti, postkolonial

„Serengeti darf nicht sterben – 367.000 Tiere suchen einen Staat“: Das Begleitbuch zu dem gleichnamigen Dokumentarfilm von 1960 lag einst im Wohnzimmer meiner Großtante und war wohl der Samen, aus dem eine anhaltende Faszination für Naturdokus hervorkeimte.

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Erst viel später las ich, dass die Rettung der ostafrikanischen Steppe für Zebras, Gnus und Löwen nicht so klar als Mission des Guten gelesen werden konnte: Die Bedürfnisse der Massai, der indigenen Bevölkerung der Region, galten dem Zoologen Bernhard Grzimek (übrigens ein ehemaliger SA-Mann) und seinem Sohn Michael eher nur als lästige Nebenerscheinung, lieber gab man den Tieren einen Staat.

Das Narrativ von TV-Dokus hat sich seither nur wenig verändert, man beschwört weiter gern die „unberührte“, zu schützende Natur. Dass „Universum“ nun plant, in der Gegenwart anzukommen, ist ein überfälliges Signal.