Robert Palfrader: "Ich halte Religion für die größte Gefahr für die Menschheit"
Von Guido Tartarotti
Vom „Kaiser“ zum Wettergott: Robert Palfrader war zuletzt in der neuen Serie „Walking On Sunshine“ als Ex-„Zeit im Bild“-Moderator zu sehen, der nach einem Zwischenfall zum Wettermoderator degradiert wurde. Für diese Rolle ist Palfrader für eine KURIER ROMY nominiert.
KURIER: Sie haben die KURIER ROMY bereits viermal gewonnen und ...
Robert Palfrader: Einmal für die beste Programmidee, dreimal als beliebtester Kabarettist. Würde ich jetzt gewinnen, wäre es die dritte Kategorie.
Sie sind nominiert als bester Schauspieler.
Dabei habe ich mich immer geweigert, als Schauspieler bezeichnet zu werden. Ich habe schon mit so unfassbar großartigen Menschen gespielt – die können Dinge machen, zu denen ich nicht fähig bin!
Das klingt ein wenig kokett.
Das ist Respekt vor dem Handwerk! Wenn ich Nicholas Ofczarek, Philipp Hochmair oder Juergen Maurer bei der Arbeit zusehe, dann merke ich, was die können und was ich nicht kann. Ich habe ja im Volkstheater den „Liliom“ gespielt. Ein paar Jahre später sah ich Ofczarek in der selben Rolle im Burgtheater – und dachte: Ah! So wäre es gegangen!
Stört Sie diese handwerkliche Limitierung?
Nein. Ich bin ja auch nicht böse, dass ich nicht 1,93 Meter groß bin. Ich habe mich ein Leben lang daran gewöhnt, dass ich ein Zwerg bin – und auch kein Schauspieler. Ich weiß ja auch, was ich kann – ich kann hin und wieder lustig sein.
Apropos: Wie war die Arbeit an der Serie „Walking On Sunshine“?
Das war wahnsinnig lustig. Meine Kollegin Selina Graf zum Beispiel ist eine Macht. Ihr Talent ist atemberaubend. Ich würde mich sehr wundern, wenn sie keine internationale Karriere macht.
Ihre Figur ist ein Ekel.
Unreflektiert, selbstverliebt, egomanisch. Er ist einer, dem alle anderen Menschen, inklusive der eigenen Tochter, völlig wurscht sind. Ich habe im Fernsehen Mörder gespielt, die mir sympathischer waren.
Sind Sie zufrieden damit, wie die Serie aufgenommen wurde? Es gab nicht nur positive Kritiken.
Es ist gelungene Unterhaltung, für die man sich nicht genieren muss. Seit „Braunschlag“ habe ich nicht mehr so viel positives Echo bekommen wie für „Walking On Sunshine“. Und für die Schweden-„Doku“.
Da sah man in der Reihe „Der kleine Staatsbesuch“ einen privaten Robert Palfrader bei seinen schwedischen Freunden.
Das Ganze war sehr persönlich, das macht mir Spaß. Ich habe die Idee für eine Doku-Reihe über Südtirol und die Ladiner. Ich bin ja selbst ein halberter. Es gibt einige berühmte Ladiner – Giorgio Moroder oder Luis Trenker. Wenn ich Zeit habe, arbeite ich dieses Konzept aus.
Haben Sie Zeit?
Nein, denn ich arbeite mit Florian Scheuba und Thomas Maurer am zweiten Kabarett-Programm der „Staatskünstler“, Premiere wird im Oktober im Rabenhof sein.
Im ORF war kein Platz mehr für die Staatskünstler, jetzt lief die Show einmal auf Puls4. Werden die Staatskünstler dort fix eine Sendung machen?
Ich denke, das war nur eine einmalige Geschichte. Die Quoten waren gut, aber ich glaube, sie haben sich noch mehr erwartet. Aber dann machen wir’s halt auf der Bühne! Wenn ich neidig nach Deutschland blicke – Böhmermann, „Neues aus der Anstalt“, die „Heute-Show“ – dann kann ich nur sagen: Hut ab. Dass es sowas in Österreich nicht gibt, halte ich für einen Fehler. Und das sage ich nicht als Kabarettist, sondern als Staatsbürger. Und mir geht es nicht darum, dass wir Staatskünstler das machen, aber irgendwer sollte politische Satire machen dürfen.
Sie treten auch mit Ihrem ersten Solo-Programm auf, das treffenderweise „Allein“ heißt. Die Kritiken nach der Premiere waren nicht berauschend ...
Ich war noch nicht so weit, bin im Text gesprungen. Die Probenzeit war zu kurz. Aber das ist nur eine Ausrede. Ich habe dann das Programm überarbeitet.
Und jetzt berichten Besucher, es sei wirklich toll.
Das freut mich sehr! Ich sage darin sehr persönliche Dinge, das ist nicht leicht, für alle.
Sie rechnen gnadenlos mit der Idee Religion und Gott ab.
Mir hat eine Religionslehrerin aus München geschrieben, ob es eine DVD von dem Programm gibt, sie würde das gerne im Unterricht einsetzen. Das empfand ich als großes Kompliment.
Nicht alle reagieren so offen, nehme ich an.
In Südtirol hat mich ein Journalist interviewt, der tief religiös war. Er sagte zu mir: Sie sind an der Theodizee gescheitert. Ich antwortete: Die Theodizee ist an mir gescheitert!
Das Wort Theodizee bedeutet: Antworten auf die Frage, warum Gott das Leid auf der Welt zulässt.
Die Kirche will mir erklären, warum es Gott trotzdem gibt – aber ich glaube das einfach nicht. Jedenfalls stand dann nichts davon im fertigen Interview.
Wie lange wollen Sie das Programm noch spielen?
Ich habe nicht vor, damit aufzuhören, dieses Stück zu spielen – denn es ist zeitlos. Stephen Hawking hat sinngemäß gesagt, Religion wird es so lange geben, so lange die Menschen Angst vor dem Sterben haben. Das wird sich in den nächsten 150 Jahren nicht ändern.
Das heißt, Sie wollen das Programm noch 150 Jahre spielen?
Ja, wenn es mir körperlich erlaubt ist ... Ich halte Religion für die größte Gefahr für die Menschheit. Alle großen Konflikte drehen sich um Religion. Oder Erdöl.