Premiere für "Tatort" aus Wien: "Was ist das für eine Welt"
Von Marco Weise
Rad fahren kann gefährlich sein. Vor allem in der Stadt. Aber die noch viel größere Gefahr lauert im Stiegenhaus. Diese Erfahrung muss zumindest Marlon Unger machen, der zwar die Ausfahrt auf dem Rennrad unbeschadet überlebt, aber auf dem Weg zu seiner Wohnung mit einem Bauchstich zur Strecke gebracht wird. „Was ist das für eine Welt“ fragt man sich da natürlich völlig zu Recht. „Was ist das für eine Welt“ lautet denn auch der Titel des neuen Austro-„Tatort“, der am Sonntag, um 20.15 Uhr in ORF2 zu sehen ist.
Bibi Fellner (Adele Neuhauser) steht am Anfang ihres 30. „Tatort“-Falls an der Seite von Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) wie so oft vor einem Rätsel. Feinde scheint der aufstrebende Mitarbeiter eines gut funktionierenden IT-Unternehmens auf den ersten Blick keine gehabt zu haben. „Der war nicht nur irgendein Mitarbeiter“, sagt sein Chef (Dirk Stermann) bei der Befragung, der hat mein Leben verändert nach meiner Scheidung (...). Der Marlon war charmant, lustig – und ungewöhnlich“. Ihm stand die Zukunft offen, so sein Boss. Eine Zukunft, die jedoch früh in einem Stiegenhaus geendet hat. Aber warum?
Job-Killer
Nichts deutet auf einen Raubmord hin. Es gibt zwar viele kleine Anhaltspunkte und teils verstörende Entdeckungen, aber das alles führt lange Zeit zu keinem Ergebnis. Wie sich dann aber herausstellt, war Marlon für einige auch ein Arbeitsplatz-Vernichter, ein Job-Killer: Er optimierte sich nicht nur selbst, sondern auch Betriebe: Mehr Computer, weniger Mensch. Viele wurden wegen Marlons Softwarelösungen arbeitslos. „Das Interessante an dieser ständigen Optimierung ist ja, dass damit oft nichts gelöst wird, sondern Probleme dadurch erst entstehen. Und diese Probleme müssen dann auch wieder gelöst werden. Von Burn-out-Experten, Lebensberater usw. Dieser Markt boomt gerade“, sagt Evi Romen, die diese Geschichte der beiden Drehbuchautoren Thomas Weingartner und Stefan Hafner als Regisseurin umgesetzt hat.
Es ist ein gelungenes „Tatort“-Debüt der Wienerin mit italienischen Wurzeln. „Ich war anfangs sehr selbstkritisch, ob ich das überhaupt kann. Frauen sind da vielleicht vorsichtiger. Männer setzen hingegen schneller das Segel. Ich habe also schon kurz überlegen müssen, ob ich mir das zutraue, weil ich bis jetzt ja mit ,Hochwald‘ nur einen Film als Regisseurin gemacht habe. Und der ist ja eher im Arthouse-Bereich verwurzelt“, sagt sie. Eine Unbekannte im Filmbusiness ist die gebürtige Bozenerin aber keineswegs. Denn die 55-Jährige hatte bereits bei unzähligenerfolgreichen Produktionen (u. a. „Der Knochenmann“, „Braunschlag“) als Filmeditorin ihre Hände im Spiel. Das Schneiden von Filmen sei für Romen auch immer noch die „spannendste und sogar künstlerisch interessanteste Arbeit, eine eigene Kunstform, die nur beim Film vorkommt.“
Musik
In „Was ist das für eine Welt“ bekommt die junge Ermittlerin Meret Schande (Christina Scherrer) viel Raum, die den dann auch gut zu nutzen weiß. Den düsteren Soundtrack zu den Bildern liefert die heimische Rockband Kreisky, die auch einen Live-Auftritt hat.
Jubiläum: Am Sonntag (26. Februar) steht beim „Tatort“ aus Wien ein Jubiläum an: Zum 30. Mal ermitteln Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser Seite an Seite in einem Mordfall mit dem Titel „Was ist das für eine Welt“ (20.15, ORF 2). Regie führt zum ersten Mal Evi Romen, deren Spielfilm-Debüt „Hochwald“ (2020) gleich mehrere Preise (darunter eine ROMY) einheimste. In weiteren Rollen: Christina Scherrer, Valentin Postlmayr, Dirk Stermann. Kamera: Ioan Gavriel. Drehbuch: Thomas Weingartner und Stefan Hafner. Musik: Kreisky.