Peter Filzmaier als Sportkommentator - ORF hat "einige Ideen"
Von Peter Temel
Wird bei der EURO 2020 im Juni neben Herbert Prohaska und anderen Analytikern auch ein gelernter Politikwissenschafter über die Fußballer "filzmaiern"? Das Kunstwort, das es 2015 auf Platz drei im Ranking "Wort des Jahres" schaffte, stand bisher nur für "Politik analysieren" und den Einsatz markiger Sprüche bei unvermindert hoher Expertise. Bei Filzmaier wird ein Ex-FPÖ-Chef schon einmal zur "wildgewordenen Flipperkugel".
Die Ibiza-Affäre und die dadurch in Gang gebrachte Ereigniskette haben Filzmaiers Fähigkeiten für den ORF nur noch wertvoller gemacht. Er erreichte eine dermaßen hohe Auftrittsdichte, dass manche meinten, er gehöre schon zum Inventar auf dem Küniglberg. So scherzten „ZiB2“-Moderator Armin Wolf und der Politologe selbst im Wahl-September über Filzmaiers Schlafsack, der dauerhaft unterm „ZiB“-Studiotisch deponiert wäre.
Auftritte bei Großereignissen
Nun könnte auch Filzmaiers "Bubentraum", Sportreporter zu werden, Wirklichkeit werden. In einem KURIER-Interview zu seinem Sportgeschichten-Buch "Atemlos" (Brandstätter Verlag), hatte er bereits angedeutet, dass er schon dieses Jahr "auf der analytischen Ebene" tätig werden könnte.
Auf Twitter, wo Filzmaier seit Kurzem ausschließlich über Sport und ausdrücklich nicht über Politik schreibt, erklärte der 52-Jährige nun, dass ein ORF-Engagement beim Wien-Marathon am 19. April fix ist. Und für zwei weitere Großereignisse in diesem Jahr, die Fußball-EM und die Olympischen Sommerspiele in Tokio, gebe es bereits Planungen.
ORF hat "einige Ideen"
ORF-Sportchef Hans Peter Trost erklärte dazu auf KURIER-Anfrage: "Wir haben einige Ideen zu Professor Filzmaiers sportjournalistischen Ambitionen, dazu gehört natürlich auch seine läuferische Expertise."
Langstreckenlauf sei "die Sportart, von der ich am meisten verstehe, weil ich sie nachvollziehen kann", sagt Filzmaier selbst. Er war viele Jahre lang passionierter Läufer und erreichte eine Halbmarathonbestzeit von einer Stunde und zwölf Minuten – bis eine schwere Erkrankung ihn 2018 dazu zwang, den Laufsport aufzugeben.
Skispringen fasziniere ihn auch, sagte er kürzlich im KURIER, "aber da endet mein Verständnis schon bei der Frage: Wie kann man das überhaupt überleben?"
Auch zum Phänomen Fußball und seine Bedeutung für verschiedene Länder kann sich Filzmaier, ein ausgewiesener Fan des FC Barcelona, Analysen vorstellen.
Zum konkreten Umfang der Pläne hält man sich beim ORF noch bedeckt. Trost: "Was davon realisiert wird – davon sollen sich die Zuschauer überraschen lassen."
Man müsse derzeit auch "die generellen Restriktionen bei Großveranstaltungen im Auge behalten", sagt Filzmaier. So hänge zum Beispiel sein Engagement beim Vienna City Marathon davon ab, ob das Sportereignis im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus tatsächlich "verantwortungsvoll stattfinden" könne.
Er verweist auf den Tokio-Marathon, bei dem am Sonntag lediglich rund 200 Eliteläufer an den Start gingen, während den 38.000 Hobby-Läufern die Teilnahme untersagt werden musste.