ORF-Redakteursausschuss sieht Programm durch Spardruck gefährdet
Der ORF-Redakteursausschuss warnt in einer Resolution vor den Folgen des für 2021 geplanten 75 Mio. schweren Sparprogramms des ORF und vor weiterem Mitarbeiter-Abbau. "Die Redaktionen wurden bereits in den vergangenen Jahren weit über das erträgliche Maß hinaus reduziert. Qualitäts-Journalismus wird dadurch immer schwieriger", heißt es in der in der Herbst-Tagung beschlossenen Resolution.
Der Redakteursausschuss (die Redakteurssprecher aus allen Bereichen - Radio, TV, Online, Teletext, Landesstudios) verweist in der am Mittwoch veröffentlichten Resolution darauf, dass das Publikum seit Ausbruch der Corona-Krise verstärkt die Programme des ORF konsumiere. "Unabhängige und schnelle Information, Sport, Kultur und Unterhaltung sind die Eckpfeiler des Programms. Die Informations-Sendungen wurden als verlässliche und glaubwürdige Quelle in unsicheren Zeiten noch mehr geschätzt als sonst üblich."
"Zukunft des Journalismus liegt nicht im Streamen von Pressekonferenzen"
"Selbstverständlich" müsse sich der ORF der rasanten Entwicklung der Medienwelt stellen, so die Redakteure. "Aber die Zukunft des Journalismus liegt nicht im Streamen von Pressekonferenzen und dem Aneinanderreihen von möglichst gleichen Original-Ton-Ausschnitten in Fernsehen, Radio und Online wenn - wie vom Generaldirektor jüngst in den Raum gestellt - nur mehr eine/e JournalistIn die Fragen für alle stellt. Sondern in der Erklärung von komplexen Sachverhalten und Zusammenhängen, dort wo das Publikum sich aufhält", heißt es weiter.
Für diese Ziele brauche es aber entsprechend kompetente Mitarbeiter "und genügend Zeit für Recherche" - in genau diesen Bereichen werde aber seit Jahren gespart. Es entstehe der Eindruck, das wichtigste Strategiekonzept von Geschäftsführung und Stiftungsrat sei "der Abbau von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern".
Entpolitisierung der ORF-Gremien gefordert
Auch verweist der Redakteursausschuss darauf, dass die Regierungsparteien derzeit an einer Änderung des ORF-Gesetzes arbeiten. Dabei müssten Hemmnisse für die digitale Weiterentwicklung des ORF beseitigt werden, so die Forderung . Es müsse darüber hinaus zu einer Entpolitisierung der ORF-Gremien und zur Sicherstellung einer regierungs-unabhängigen Finanzierung kommen, so die Resolution.
Darüber hinaus fordern die Redakteure u.a. einen Ausbau und die Sicherung von Mitsprache-Rechten der Redaktionen bei Bestellungen von journalistischem Führungspersonal und eine Vertretung des Redakteursrates im Stiftungsrat. Ein Ende wird für das anachronistische "Anhörungsrecht" der Landeshauptleute bei der Besetzung der ORF-Landesdirektionen verlangt. Ein Dorn im Auge ist den Redakteuren auch, dass zahlreiche Journalisten in ausgegliederten Tochterunternehmen arbeiten - "wie zum Beispiel bei ORF.at oder ORF III". "In einem gemeinsamen Newsroom sollen alle journalistischen MitarbeiterInnen im Mutter-Konzern angestellt sein und dieselben Rechte und Pflichten haben, wie ORF-RedakteurInnen", so die Forderung.