Ö3-Chef Georg Spatt verlässt überraschend den ORF
Von Georg Leyrer
Der langjährige Ö3-Chef Georg Spatt verlässt den ORF. Er werde "auf eigenen Wunsch die Leitung von Ö3 zurücklegen", hieß es am Montag in einer Aussendung. Spatt leitete seit 2002 den größten Radiosender Österreichs.
Bei der jüngsten ORF-Geschäftsführungskür galt er als Wunschkandidat für die Programmdirektion im ORF, hatte sich dann aber überraschend für die Radiodirektion beworben.
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Der langjährige stellvertretende Senderchef Albert Malli übernimmt laut ORF die interimistische Leitung von Ö3. Spatt erklärt in seiner Mail an die Mitarbeiter: „Ich werde den ORF nach einer ordentlichen Übergabe meiner Aufgaben mit Ende Juni oder Juli verlassen."
„Nach einer so langen und intensiven Zeit ist der Wunsch nach neuen Zielen, nach Veränderung und auch nach ein bisschen Abstand naheliegend und auch sicher gut nachvollziehbar", schrieb Spatt laut Aussendung an die Ö3-Redaktion. "Und das aktuell ausverhandelte ‚neue ORF Paket‘ und die damit verbundenen Diskussionen rund um unsere Aufgaben und um unseren Erfolg sind für mich ein weiterer Hinweis, das Kapitel ‚Ö3‘ für mich abzuschließen."
Einen Plan für die Zeit nach dem ORF gab er noch nicht bekannt - außer „Abstand gewinnen, ausruhen und bei mir selbst nach neuer Begeisterung, nach neuen Herausforderungen und vielleicht überraschenden Antworten zu suchen.“
Als Ö3-Chef war Spatt stets bereit, den Sender, der auch kommerziell für den ORF mit etwa 50 Werbemillionen wichtig ist, immer wieder neu zu denken. Das hielt die Reichweiten hoch, wie auch der jüngste Radiotest belegt: In der Gruppe der 14- 49-Jährigen konnte Ö3 die Reichweite von 34,6 auf 35,5 Prozent ausbauen.
Um das abzusichern, forderte er in den vergangenen Jahren intern wiederholt, die Radios des Öffentlich-Rechtlichen anders aufzustellen. In der Kritik nach innen wird ihm eine gewisse Gnadenlosigkeit nachgesagt. Seine Analyse des Status-quo nutzten die alte wie die neue ORF-Führung und Radiodirektorin Ingrid Thurnher hat für Mitte des Jahres die Neuaufstellung in Aussicht gestellt - ob es so kommt, ist offen.
Darauf warten wollte Spatt offenbar nicht mehr, lässt sich aus der Mitarbeiter-Mail herauslesen: „Ich habe ja z.B. nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich mich für die Aufgabe als Radiodirektor interessiert und mich über Jahre sehr intensiv für eine umfassende sogenannte Flottenstrategie eingebracht habe. Unsere Übersiedlung aus den 'Ö3 Studios Heiligenstadt' auf den 'ORF Campus' am Küniglberg war sicher auch für viele von uns eine symbolhafte Zäsur."
Piratensender
Spatt machte zwar zu Beginn kurz als Freier Ö3-Bekanntschaft. Ging dann aber, weil gesetzlich privater Rundfunk in Österreich verboten war, zu Privatsendern jenseits der Grenzen. Von 1989 bis 1995 arbeitete er u. a. als Producer bei der Antenne Austria und als Programmdirektor bei Radio CD. 1991 gründete Georg Spatt nebenbei mit zwei Kollegen eine Werbeagentur. 1996 kam er als strategischer Programmplaner zu Ö3 und wurde 1998 als Vize-Senderchef Stellvertreter von Bogdan Roščić (heute Staatsoper-Chef).
Expertise
"Georg Spatt ist ohne Zweifel einer der besten und professionellsten Radiomacher des Landes", erklärte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann in der Aussendung. Er nehme die Entscheidung Spatts zur Kenntnis und danke ihm für die „hervorragende Arbeit“. Radiodirektorin Ingrid Thurnher merkte an: "Das gesamte Ö3-Team hat mit Georg Spatt eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die bemerkenswert ist. Mit großer Expertise und Innovationskraft wurde Ö3 als öffentlich-rechtliches Kernprogramm am kompetitiven heimischen Radiomarkt positioniert."