Kultur/Medien

Neuer "Tatort" mit Franziska Weisz: Zwischen Tolstoi und Waffenhandel

Es sollte sein letzter Einsatz als Undercover-Ermittler sein, das versichert Tarik seiner Frau am Telefon. Doch der geplante Schlag gegen einen russischen Waffenhändler gerät außer Kontrolle, und Tarik, der bei einem fingierten Deal einen Koffer mit zwei Millionen Euro übergeben sollte, kommt ums Leben. Julia Grosz (Franziska Weisz) zieht es daraufhin den Boden unter den Füßen weg: Es ist der erste Einsatz, den sie nach ihrer Beförderung zur Hauptkommissarin leiten darf. Und ausgerechnet der geht schief.

Im neuen „Tatort: Macht der Familie“ (heute, Sonntag, 20.15 Uhr, ORF2) finden Grosz und ihr Kollege Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) jedoch schnell einen anderen Weg, an den Timofejew-Clan heranzukommen: Tochter Marija (Tatiana Nekrasov). Sie hat ihrer Familie vor Jahren den Rücken gekehrt und arbeitet selbst bei der Polizei. Zuletzt hat sie im Rotlichtmilieu ermittelt. Falke schafft es, sie zu überreden, und so nimmt Marija wieder Kontakt zu ihrer ebenso wohlhabenden wie beängstigenden Familie auf, in der Tolstoi rezitiert und mit Waffen gehandelt wird.

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Anspannung

Buch und Regie stammen von Niki Stein, der sich für den temporeichen Einstieg von einem echten Polizei-Einsatz inspirieren ließ, den er für Recherchen beobachten durfte. Dabei hat er auch miterlebt, unter welcher Anspannung die Ermittler stehen – was man der neuen Hauptkommissarin auch ansieht. „Es war mir wichtig zu zeigen, wie erschrocken und sprachlos die Kommissare darüber sind, was sie mit ihrem Einsatz ausgelöst haben. Unser Berater bei der Bundespolizei hat mir erklärt, dass man eine Zugriffsaktion nur in Maßen planen kann. Man muss das Unmögliche denken. Im Grunde könnte der Film auch Kontrollverlust heißen“, wird Stein im Presseheft zitiert.

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Verantwortung

Durch die Beförderung sind die Ermittler Grosz und Falke nun auf einer Ranghöhe. „Ich finde, Julia Grosz ist dieser Verantwortung schon lange gewachsen“, sagt Weisz. Die beiden Kollegen müssen sich erst an die neue Situation gewöhnen. Viel Zeit haben Grosz und Falke aber ohnehin nicht, sich darüber Gedanken zu machen. In erster Linie fordert sie nämlich der aktuelle Fall. Weisz: „Wenn ein Geheimdienst seine Finger im Spiel hat, oder eine Regierung seine Gegner im Ausland verfolgt, stoßen die Kommissare an ihre Grenzen. Dann nimmt man vielleicht die kleinen Täter fest, aber die Hintermänner kommen davon, weil ihnen die Hände gebunden sind. Einmal mehr werden sich die Kommissare ihrer Ohnmacht bewusst, was ich thematisch spannend finde.“