Medientage mit Botschaften gegen Hass
Von Nina Oberbucher
Um das schwierige Verhältnis zwischen jungem Publikum und klassischem Fernsehen ging es auch heuer bei den Österreichischen Medientagen, die am Mittwoch in Wien starteten. YouTube, Netflix & Co haben das lineare TV bei den 14- bis 29-Jährigen deutlich überholt, wie die Bewegtbildstudie 2020 zeigt, die bei dem Branchentreffen kurz präsentiert wurde.
Die Ergebnisse der Studie (durchgeführt im Auftrag der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH und der Arbeitsgemeinschaft Teletest) waren auch Thema in der klingend betitelten Diskussionsrunde „Geiler Public Service, Bro“, in der mit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, ZDF-Intendant Thomas Bellut und SRG-Chef Gilles Marchand drei Vertreter der Altersgruppe 55+ diskutierten, wie man junge Seher ansprechen kann.
„Wer sich nicht digital aufstellt, der hat ein Problem“, befand Bellut. Das ZDF würde bei Jüngeren vor allem mit Serien punkten, die vorab online in der Mediathek zu sehen sind. Wrabetz wiederholte seine Forderung nach mehr rechtlichem Spielraum für Online-Inhalte: Derzeit darf der ORF Inhalte in der TVthek in der Regel maximal sieben Tage nach TV-Ausstrahlung zum Abruf anbieten. Wrabetz ist jedoch „zuversichtlich“, dass es in dieser Hinsicht gesetzliche Änderungen geben werde.
Einer, der in dieser Hinsicht naturgemäß anderer Meinung als Wrabetz ist, betrat danach die Bühne: ProSiebenSat.1Puls4-Chef Markus Breitenecker. Der ging aber nicht näher auf die unterschiedlichen Ansichten ein und verließ nach wenigen Minuten bereits wieder das Podium, anstelle der angekündigten „Reflexionen eines Medienmachers“ gab es Botschaften von vier seiner Mitarbeiter.
ATV-Moderatorin Arabella Kiesbauer sprach über Alltagsrassismus, der aus dem Irak geflüchtete Reporter Gorgy Walid erzählte von seinen Erfahrungen als Journalist in seinem Heimatland, Innenpolitikjournalistin Alexandra Wachter machte Gewalt an Frauen zum Thema. Puls4-Wettermoderatorin Verena Schneider berichtete von Hasspostings und Beschimpfungen, die sie via Internet zu ihrer Person und ihrem Aussehen bekommt. „Wir als Medien haben es in der Hand, alle Menschen und ihre Facetten darzustellen und nicht nur einen Typus“, so Schneider. Viele Menschen hätten nicht die Kraft, sich gegen Hass-Nachrichten zu wehren, weswegen Medien gefordert seien, einen Beitrag zu leisten.
Die Medientage dauern noch bis morgen (Donnerstag), die Diskussionen und Reden können live unter horizont.at und puls24.at gestreamt werden. An Tag zwei soll es u. a. um Medienpolitik in Zeiten von Corona gehen.