Kultur/Medien

Journalistengewerkschaft hält nach KV-Kündigung Betriebsversammlungen ab

Die Journalist:innengewerkschaft in der GPA kündigt flächendeckende Betriebsversammlungen in ganz Österreich an. Der Schritt erfolgt als Reaktion auf die Aufkündigung des Kollektivvertrags für Journalistinnen und Journalisten zum Jahresende 2023 durch den Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ). Als Ziel dieser ersten Maßnahme wird in einer Aussendung die "umgehende Rücknahme der Kündigung" angeführt.

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Betriebsrätekonferenz am Montag

Die Betriebsversammlungen sollen in allen Medienunternehmen, in denen der Kollektivvertrag für die Journalisten bei Tages- und Wochenzeitungen gilt, durchgeführt werden. Das wurde bei einer bundesweiten Betriebsrätekonferenz am Montag beschlossen. "Wir fordern den VÖZ auf, zu sozialpartnerschaftlicher Verlässlichkeit und respektvollem Umgang mit seinen Beschäftigten zurückzukehren. Wir standen und stehen für Verhandlungen zur Verfügung, erpressen lassen wir uns aber jedenfalls nicht", wurde Eike-Clemens Kullmann, Vorsitzender der Journalist:innengewerkschaft in der GPA, zitiert.

"Für Rechte einsetzen"

Der VÖZ torpediere mit der Aufkündigung seine eigenen Interessen. "Er zwingt die Belegschaften in einen unnötigen Konflikt und schwächt damit den unabhängigen Journalismus, eine der Säulen der Demokratie", so Kullmann. Barbara Teiber, Vorsitzende der GPA, appellierte an die Beschäftigen in der Branche, "sich für Rechte und die eigenen Interessen kraftvoll und unerschrocken einzusetzen".

"Fehl am Platz"

Der VÖZ sah die Pläne kritisch: Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), ist die heutige Entscheidung der bundesweiten Betriebsrätekonferenz in der Gewerkschaft GPA, in ganz Österreich Betriebsversammlungen abzuhalten, fehl am Platz. „Unser Angebot, den Journalisten-Kollektivvertrag vollumfänglich bis 30. Juni 2024 zu verlängern und währenddessen ernsthaft über eine längst notwendige Neugestaltung des Kollektivvertrags zu verhandeln, bleibt weiterhin aufrecht. Es ist bedauerlich, dass die Gewerkschaft hier offensichtlich die Konfrontation aus rein ideologischem Bestehen statt der sozialpartnerschaftlichen Verhandlungen sucht. Verhandlungen sind keine Erpressung“, so Grünberger.

Kündigung zum Jahresende

Der VÖZ hat den Kollektivvertrag zum Jahresende 2023 gekündigt. Der Gewerkschaft GPA bot der Verlegerverband an, die Laufzeit bis Mitte 2024 zu verlängern, um Verhandlungen zu einer Neugestaltung zu ermöglichen. Als Begründung wurden die derzeitigen ökonomischen wie technologischen Herausforderungen angeführt. Um einen "Erhalt der Medienvielfalt" zu gewährleisten, müsse der Kollektivvertrag an die "herrschenden Gegebenheiten angepasst werden", womit auf die Preissteigerungen und sinkenden Gesamtumsätze der Verlage verwiesen wurde. Zudem müssten Arbeitsprozesse in den Redaktionen von der Ausrichtung auf Printprodukte hin zu allen Medienkanälen umgestaltet werden, was sich im derzeitigen KV nicht abbilde.

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