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Hugo Portisch führte erstaunliches Interview mit Prinz Philip

Zu den royalen Pflichten der britischen Königin Elizabeth II. und ihres Prinzgemahls Philip gehörte es stets, sich nicht in die Politik einzumischen. Aber just dem kürzlich verstorbenen Jahrhundertjournalisten Hugo Portisch war es in einem Interview gelungen, Prinz Philip eigene Ansichten und politische Analysen zu entlocken, wie der ORF im Rahmen seiner Berichterstattung zum Begräbnis von Prinz Philip zeigte.

Es war das Jahr 1969, der Staatsbesuch des britischen Königspaars in Österreich stand bevor. Portisch reiste für den ORF nach London, weil er ein Interview mit dem Prinzgemahl bekam.

Dabei wurde keineswegs ein Feelgood-Gespräch geführt. Die beiden besprachen auch schwierige Themen, wie den Niedergang des britischen Kolonialreichs und die schmerzvolle Umstrukturierung der Wirtschaft.

"Das zerstört die Individualität"

Philip erklärte, dass Europa auf den Trümmern des Zweiten Weltkrieges neu aufgebaut worden sei, während auf der britischen Insel so weitergemacht worden sei wie zuvor.

„Wenn du in irgendeiner Sache der erste bist, bist du auch der erste, der veraltet ist“, sagte der Duke of Edinburgh. Das gelte nicht nur für die Industrie, sondern auch für die Gewerkschaften.

Damalige Umstrukturierungen sah er kritisch. „Der Versuch, immer mehr zu konzentrieren, immer größer zu werden“, das schaffe Probleme im Wirtschafts- und Arbeitssystem. „Das zerstört die Individualität, das Gefühl, etwas selbst schaffen zu können.“

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Philip spielte damit auf die Zusammenlegung der britischen Autoindustrie unter einem gemeinsamen Dach an. Er sollte recht behalten, bereits im Jahr 1975 musste der Konzernriese British Leyland durch Verstaatlichung vor seinem spektakulären Zusammenbruch gerettet werden.

Abwanderung in die USA

Portisch, der selbst in den Vereinigten Staaten Erfahrungen sammelte, sprach auch die wirtschaftliche und universitäre Dominanz der USA an. Wie man verhindern könnte, dass Europa auf mittlere Sicht seine besten Köpfe verliere?

Philip antwortete darauf sehr offen und einnehmend. Es habe keinen Sinn, sich dem zu verschließen, meinte er. „Manche sagen: Wir wollen britisch bleiben, oder österreichisch, oder deutsch“, erklärte Philip. Dass sich Menschen in ein Land begeben, wo sie bessere Jobchancen haben, sei ihre freie Entscheidung.  „Wir können keinen neuen Eisernen Vorhang um jedes Land bauen und sagen: Du bleibst hier und arbeitest nur für uns. Das ist lächerlich!“

Lange bevor das Vereinigte Königreich oder Österreich der Europäischen Union beitraten, zeigte sich Philip in dem Portisch-Interview sehr offen für ein Näherrücken. „Jeder muss ein bisschen Souveränität aufgeben. Das Geheimnis ist, dort Souveränität aufzugeben, wo es einen am wenigsten stört“, erklärte der Prinzgemahl. Er dachte dabei zum Beispiel an infrastrukturelle Zusammenarbeit, etwa im Luftfahrtsektor.

Plädoyer für Zusammenarbeit in Europa

Philip zeigte sich überzeugt: „Ich glaube nicht, dass man auf Dauer eine dynamische Wirtschaft aufrecht erhalten kann, wenn man sie auf unsere Staatsgrenzen limitiert. Wir müssen integriert bleiben. Es gehe um gemeinsamen Nutzen für beide Seiten.“

Erstaunlich weitsichtig zeigte sich damals der Prinzgemahl. Mit Weisheiten, die in den letzten Jahren auf der Insel etwas in Verruf geraten sind. Im Zuge des Brexit gab es dann aus dem Buckingham Palast keine Positionierungen jener Art, wie sie Hugo Portisch im Jahr 1969 noch dokumentieren konnte.

LINK: Der Beitrag zum Nachschauen

Bereits 1967 prognostizierte Portisch, damals noch als Chefredakteur des KURIER, dass die weitere wirtschaftliche und politische Integration Europas nur eine Frage der Zeit ist - unter Einschluss Großbritanniens, Skandinaviens und schließlich auch Österreichs. Es sei lediglich die Frage: „Wie schaut das Zeug am Ende aus?“

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