Kultur/Medien

Hochwasser: Es dauerte, bis der ORF intensiv live berichtete

Eine Hochwasserkatastrophe ist auch für Medien immer eine Herausforderung. Umso mehr, wenn die Unwetter am Wochenende ihren Höhepunkt erreichen. 

Dafür gibt es wiederum den „Vorteil“, dass die Tragweite durch die Meteorologie rechtzeitig vorhergesagt werden kann.

Der ORF entschied sich - obwohl er am Samstagabend noch eine "ZiB spezial“ gezeigt hatte - dennoch dazu, am Sonntagvormittag sein Programm noch nicht komplett auf Dauer-Live-Berichterstattung umzustellen. 

Stündlich gab es zwar kurze Spezial-ZiBs mit Liveeinstiegen, um Nach der ZiB um 11 Uhr durfte aber Fayad Mulla (Liste "Keine von denen") über seine politischen Ansichten Auskunft geben. Um 12 Uhr ging es dann aber los mit einer Sondersendung, die bis 17:55 Uhr angekündigt wurde. Die „Pressestunde“ mit Impfgegnerin Madeleine Petrovic fiel aus.

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Berichtet wurde vom immer höher steigenden Wienfluss - etwa auf Höhe Kettenbrückengasse (wo auch U-Bahngeleise unter Wasser standen) oder aus Hadersdorf am Kamp, wo man sich darauf vorbereitete, dass der Ottensteiner Stausee überlaufen könnte. Ansonsten wurden allerdings viele Studiogespräche gezeigt, Die Wetter-Redakteure Manfred Bauer-Mirecka und Manuel Oberhuber oder Vertreter von Bundesheer und Rettung gaben Auskunft. Teilweise wirkte das ein bisschen trocken.

Dafür entdeckten manche Seher beim Liveeinstieg in Salzburg im Hingrund einen Mann, der offenbar unverdrossen seine Angel auspackte.

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Weniger trocken sind die Anschuldigen in Sozialen Medien. Moniert wurde, dass der Klimawandel zu wenig Erwähnung bei den ORF-Experten und in der Berichterstattung finde.

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Auf dem lauten Nachrichtensender Oe24 nützte man die Gelegenheit zur Dauerberichterstattung wesentlich früher. Schon in den Morgenstunden gab es Berichte über die Hochwasserlage, bereits um 10 Uhr gab es ein Live-Interview mit der nö. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Im ORF wurde sie erst in der Mittagszeit befragt. Immerhin war in NÖ ein Feuerwehrmann im Einsatz ums Leben gekommen.

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Mitten im Fluss

Ein Oe24-Berichterstatter vor Ort ließ es sich nicht nehmen, mit Gummistiefeln in die Mitte eines Flusses zu steigen, um von dort zu berichten.

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Puls 24 zeigte um 8:30 zwar noch Staubsaugerwerbung (der ORF noch "Wetterpanorama"), aber danach brachte man ungleich emotionalere Bilder. Praktisch live sah man in Judenau (NÖ) eine Familie, die gerade ihr Haus verlassen musste, auch die Haustiere wurden, in einer Box oder an der Leine, in Sicherheit gebracht. Die Reporterin konnte die Betroffenen gleich vors Mikrofon bekommen - ein starker und dynamischer Liveeinstieg. Danach schilderte die Reporterin, auf einer Brücke über dem reißenden Gewässer stehend, noch einmal ihre Eindrücke, die Kamera ging ihr nach und zeigte in verschiedenen Blickrichtungen die Umgebung.

Freilich sind die Sender auch auf Smartphone-Aufnahmen angewiesen, auch der ORF forderte die Zuseherinnen und Zuseher immer wieder dazu auf, ihre Videos hochzuladen.

Auf Kritik in den sozialen Medien, der ORF habe nicht ausreichend über die prekäre Situation berichetet, reagierte am Sonntagnachmittag ORF-Chefredakteur Johannes Bruckenberger. Auf X schrieb er: "Kritik nehmen wir immer ernst, ungerechtfertigte Pauschalkritik an unserer Arbeit oder gar Verschwörungstheorien, wie sie derzeit in großer Gereiztheit in sozialen Netzwerken kursieren, weisen wir aber ebenso zurück wie Vergleiche mit reinen Nachrichtensendern." Der ORF habe seit Mittwoch vergangener Woche "in allen Nachrichtensendungen groß über die bevorstehende Wetterlage inklusive Wetterwarnungen berichtet".

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Hochwasserhilfe

Gestartet wurde bereits auch wieder die große Hilfsaktion „Österreicher helfen Österreichern - Hochwasserhilfe“. Auf der Website helfen.orf.at finden sich die ersten Informationen zur aktuellen Hilfsaktion, die laufend ergänzt und verlinkt werden. Noch im Laufe des frühen Nachmittags werden entsprechende TV- und Radio-Spots ausgestrahlt, hieß es. Die „Österreich hilft Österreich“-Organisationen würden bereits ab morgen, 16. September, mit der Bearbeitung der Anlassfälle beginnen, um schnellstmöglich helfen zu können.