Kultur/Medien

Fischer und Silbereisen: "Eigentlich wie immer, und doch anders"

(* Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des Fernsehabends*)

Schlagershows. Das ist behaupteter Frohsinn, Auszeit vom echten Leben. Das, womit Schlagerstars in den Illustrierten landen, hat in Schlagershows normalerweise keinen Platz.

Aber an diesem Samstag, bei Silbereisens jährlichen „Schlagerchampions“, war es anders. Da durchstieß die Realität die glitzernde Oberfläche. Und damit ist nicht der Bandscheibenvorfall von Pur-Sänger Hartmut Engler gemeint.

Helene Fischer und Florian Silbereisen sind seit Dezember kein Paar mehr, wie bereits rauf und runter berichtet wurde. Man kennt bereits Fischers neuen Freund, man erfuhr, dass die beiden Schlagerstars Freunde bleiben wollen. Das erschien vielen zu sauber, zu klinisch. Daher stellte sich die Frage: Wie läuft das live auf Sendung ab, wenn Fischer in Silbereisens großer Bestenlisten-Show auftritt?

Helene Fischer war da und natürlich war ihr so wie immer der finale Auftritt vorbehalten. Und es kam zu einem denkwürdigen Aufeinandertreffen mit dem Ex.

Kein Ausrutscher

Und weil jeder nur auf diesen Moment gewartet hat, wäre es wohl nicht aufgefallen, wenn ARD und ORF in den drei Stunden davor statt der Live-Show aus Berlin die „Schlagerbooom“-Sendung aus dem vergangenen Oktober gezeigt hätte. Es sah auch fast danach aus: Eloy de Jong und Marianne Rosenberg, Maite Kelly, Kerstin Ott, Ben Zucker, Schlager-Sir Roland Kaiser, die Kelly Family, Matthias Reim und Michelle traten auch vor drei Monaten auf und sangen überwiegend die selben Lieder. An einer Stelle konnte man aber leicht feststellen, dass die Show tatsächlich live war. Thomas Anders rutschte beim Duett mit Silbereisen diesmal nicht auf Konfetti aus.

Also weiter. Aufgefettet wurde die Schlagerparade unter anderem mit dem 80-jährigen Heino, der „Sierra Madre“ und ein Hit-Medley brrrrummte, mit Andrea Bocelli, der seinen Sohn Matteo als Sänger vorstellte, mit Andrea Berg, die sich aus ihrer Auszeit zurückmeldete, mit Álvaro Soler und seinem Sommerhit „La Cintura“. 

Gabalier mit rüpelhaftem Seitenhieb

„Hallihallo“ sagte am Samstag auch Andreas Gabalier. Angesagt wurde der traditionalistische Mountain Macho ausgerechnet von der neuen Schlager-Gay-Ikone Kerstin Ott.

Und Gabalier sorgte für einen rüpelhaften Seitenhieb auf die Fischer-Silbereisen-Situation. Silbereisen las ihm folgende Zuschauer-Frage vor: „Was war das verrückteste Gerücht, das du jemals über dich in der Presse lesen musstest?“

Gabalier: „Da gab’s einige … Andreas Gabalier und Helene Fischer.“ 

Da musste Silbereisen einige Male blinzeln und sich von Gabalier gönnerhaft auf die Schulter klopfen lassen, er fand aber kurz darauf wieder die Fassung.

Auch Maite Kelly erlaubte sich eine Anspielung. Als sie gefragt wurde, ob sie den Tag oder die Nacht schöner finde, antwortete sie: „Kommt darauf an, mit wem man die Nacht verbringt. … Das war jetzt kein Angebot, Florian … Aber wir machen einen Single-Club auf.“ Gejohle im Publikum. „Das können wir jetzt machen, das stimmt,“ sagte Silbereisen, weiter ging er aber nicht darauf ein.

Ein Sack mit Fragen

Es gab sehr viele Fragen in der dreieinhalbstündigen Show. Dem Entertainer, Schlagersänger und Grinserkönig Ross Antony war die Aufgabe zugefallen, Zuschauer-Fragen auszusuchen, die dann den Schlagersängern gestellt wurden. „Es waren neugierige Fragen dabei, es waren aber auch sehr neugierige Fragen dabei“, sagte Antony.

Einen ganzen Sack mit diesen Fragen stellte er vor Helene Fischer und Florian Silbereisen ab. Dann ging er wieder und nahm jene Auszeichnungen mit, die Fischer zuvor überreicht bekommen hatte. Die Bühne gehörte jetzt nur den beiden.

Aber spulen wir zurück: Die Sendezeit hat mittlerweile drei Stunden überschritten, Silbereisen kündigt „die wunderbare Helene Fischer“ an. „ "Sie ist und bleibt ganz einfach die Lieblingssängerin von Millionen Schlagerfans. Und sie ist und bleibt meine ganz persönliche Lieblingssängerin“, sagt er.

Dann singt sie - perfekt choreografiert wie immer - den Song „Flieger“ mit der Textzeile: „So losgelöst frei, frei, frei.“

Das Aufeinandertreffen

Dass aber nicht alles so einfach und gelöst ist wie im Lied, zeigt sich dann im emotionalen Aufeinandertreffen mit Silbereisen.

Zunächst eine lange Umarmung.

Silbereisen: „Aber jetzt … aber jetzt erst mal durchatmen.“

Dann richtet Fischer ein „einfach nur Danke“ an ihre Fans. Weinende Gesichter im Publikum.

Silbereisen liest ein paar Zuschauer-Fragen vor. Zunächst die simpelste und logischste: „Wie geht es dir?“

Fischer, in Großaufnahme: „Ja, wie soll es mir gehen? Die letzten Monate waren natürlich ein bisschen turbulent, du wirst es besser wissen …“

Silbereisen: „Das kann man so sagen.“

Sie schluckt und sagt, mit glasigen Augen: „Aber es ist sehr schön, bei dir zu sein, in dieser Show. Definitiv.“

Er: „Und ich freu mich wirklich. Sehr sogar.“

Jubel und zweite Umarmung.

Er: „Das ist schon irgendwie … eigentlich wie immer, und trotzdem ein bissl anders.“ 

SIe: „Ja, ist es …“

Er: „Aber es ist trotzdem sehr schön, dass du da bist. Und wir machen hier mal weiter, pass auf.“

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Fischer will sich "ein bisschen zurückziehen"

Die nächste Frage bringt Gelegenheit zum Durchschnaufen. Jemand im Publikum bittet um ein Zuwinken. Jubel.

Dann wird nach beruflichen Pläne gefragt. Es folgt eine mittelgroße Bombe für Fischer-Fans.

„In den letzten anderthalb Jahren war so viel los …wir hatten zwei großartige Tourneen und ich denke, dass ich mir jetzt einfach ein bisschen die Zeit nehme, ja, um einfach kreativ zu sein. Mit Sicherheit wird Musik für mich auch eine große Rolle in diesem Jahr spielen, aber ich möchte mich jetzt einfach ein bisschen zurückziehen.“

Verhaltener Jubel.

„Aber keine Angst, ich werde natürlich, wenn es etwas Neues gibt, mit neuer Musik, dann werde ich euch alle so schnell wie möglich daran teilhaben lassen, das ist doch ganz klar.“

Dritte Umarmung.

Jetzt liest Silbereisen eine Frage zu Fischers Lieblingsmusicals vor. Sie nennt „Elisabeth“ und „Tanz der Vampire“. 

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Die Tattoo-Frage

Und dann die Frage aller Fragen. Silbereisen liest vor: „Lieber Florian, was machst du denn jetzt mit deinem Tattoo auf dem Oberarm?“ (dort befindet sich ein Porträt von Helene Fischer, Anm.)

Fischer streichelt ihm über Haar und Schultern. Wieder stehen die beiden Arm in Arm vor ihren Fans.

Er: „Tja, jetzt mal ganz ehrlich, ohne Quatsch … ich möchte das jetzt mal ganz kurz loswerden. Ich würde nie auch nur auf den Gedanken kommen, dieses Tattoo auch nur im Geringsten zu entfernen …“ - Kreischen und Jubel.

"Denn wir beide hatten zehn Wahnsinnsjahre und das ist immer ein Teil meines Lebens. Und dieses Tattoo werd ich weiterhin voller Stolz tragen.“ 

Sie kämpft mit den Tränen.

„Und ich sag’ nur eins: Ganz viele Menschen haben irgendwo ein Tattoo von Madonna, von Elvis Presley und ich hab als Schlagerfan die Allerbeste, Helene, da drauf. Und so bleibt’s.“

Sie: „Und ich weiß, dass viele das nicht glauben oder als Show bezeichnen. Aber es ist so, so großartig mit dir und ja, es ist emotional. Ja.“

Er: „Wir sind alle nur Menschen. Wir sind nur Menschen, und wir hatten eine ganz tolle Zeit. Und wir bleiben beste Freunde, egal, was die immer schreiben oder nicht schreiben wollen, egal, was jeder denken mag. Es wird sich niemals ändern und da sind wir viel zu nahe, wir zwei.“

Wir schreiben: Egal, ob perfekte Show oder echte Gefühle, es war ein emotionaler Fernsehmoment, der Achtung und Beachtung verdient.

Als Entertainment-Profis hatten Fischer und Silbereisen aber noch ein bisschen zu tun. Sie sang ein noch zusätzlich tränentreibendes Duett mit Tenor Andrea Bocelli, er kündigte seine nächsten Shows an, die da heißen: „Klubbb3-Hüttenparty“ und „Alle singen Kaiser“.

Nicht umsonst heißt es in Helene Fischers Abschluss-Song, bei dem alle Gäste mittanzen:

„So lang die Welt sich dreht, geh’n wir unsern Weg.“

 

LINK: Der Moment als Video bei der ARD